Wenn sich Patienten wohlfühlen, werden sie schneller gesund. Welche Faktoren dafür wichtig sind, untersuchte die Sozialwissenschaftlerin Monika Kritzmöller.

Ein Recht auf Ästhetik

Damit Menschen genesen, braucht es mehr als bloss Medizin. Warum Spitäler gut daran täten, die Heilkraft der Architektur zu nutzen, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Monika Kritzmöller im Interview.

Sie schreiben in ihrer Publikation «Healing Architecture», dass Kranke vom Recht auf Ästhetik ausgeschlossen würden. Design sei heute in fast allen Bereichen präsent – ausser im Gesundheitswesen. Woran liegt das? Die Ausgrenzung von Kranken und Versehrten aus dem öffentlichen Leben ist tief im gesellschaftlichen Selbstverständnis verankert. Wir bemühen uns heute in allen Lebensbereichen um Inklusion, dennoch spricht das Design in den jeweiligen Kontexten eine verräterische Sprache: Brillen haben sich vom Stigma zum modischen Accessoire gemausert, doch Verbände, medizinische Hilfsmittel und Geräte sind ohne Kenntnis von deren Funktion nach wie vor auf den ersten Blick einer ästhetikfernen, scheinbar nutzenfokussierten Sphäre zuzuordnen. Für Ihre Forschungsarbeit haben sie mit der privaten Hirslanden-Klinik Stephanshorn in St.Gallen zusammengearbeitet. Dort haben Sie zwei Zimmer gestaltet, die die Heilung von Patienten unterstützen sollen. Was braucht der Mensch, um zu genesen? Eine Atmosphäre, in der er sich wohl fühlt und vertraut, anstatt gestresst, ängstlich und unwohl zu sein. Kliniksituationen unterscheiden sich vom Alltagsleben, indem die Handlungsautonomie eingeschränkt ist, Privatsphäre und Territorien nicht mehr ausreichend gewahrt werden können. Bei weitgehend fremdbestimmtem Tagesablauf sowie eigener Eingeschränktheit aufgrund der Erkrankung gilt es, so weit wie möglich ein Gefühl der Selbstbestimmtheit zu vermitteln. ###Media_4### Welche Massnahmen haben Sie in den Zimmern umgesetzt? Ich bin von einem konzeptionellen Ansatz ausgegangen und habe beispielsweise die Frage gestellt, wie sich in einem Zweierzimmer trotz Anwesenheit einer fremden Person im Nebenbett und ständigem Eintreten von medizinischem Personal sowie Besuchern so etwas wie Privatheit und Territorialität wahren lässt. Dies kann durch Vorhänge ebenso erfolgen wie durch indivi...
Ein Recht auf Ästhetik

Damit Menschen genesen, braucht es mehr als bloss Medizin. Warum Spitäler gut daran täten, die Heilkraft der Architektur zu nutzen, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Monika Kritzmöller im Interview.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.