Die Fassade des Campus Technik in Grenchen besticht mit einem Effekt, der die bewegte Umgebung spiegelt.
Im Auftrag von Montana Bausysteme AG

Eine Fassade mit Spezialeffekt

Am dritten Brownbag-Lunch in der neuen Baumuster-Centrale zeigte das Planerteam, wie es die Fassade des Campus Technik in Grenchen in Bewegung versetzte.

Die Baumuster-Centrale ist noch keinen Monat am Standort bei den SBB-Werkstätten und lud bereits zum dritten Brown-Bag Lunch an der neuen Adresse ein. Vor zahlreichen Gästen erzählten Michael Binder der  Firma Montana Bausysteme AG und Michael Norbjer, Architekt beim Büro Architekturgmbh, wie sie die Bewegung der Umgebung auf die Fassade des Campus Technik in Grenchen transferierten.

Der Architekt Michael Norbjer präsentierte am Brownbag-Lunch das Projekt.

Vis-à-vis des Bahnhofperrons besticht die Hochschule mit einem überraschenden Effekt: Im Vorbeigehen – oder fahrend im Zug – erscheinen Schriftzüge an der Fassade und verschwinden in der Bewegung auch wieder. Hinter der changierenden Ansicht steckt keine difficile Mechanik, sondern die clevere Lösung, die Montana mit Architekturgmbh eigens für dieses Projekt entwickelt haben. Oder, wie es Norbjer formuliert: «Wir hatten eine Idee, von der wir nicht wussten, ob sie realisierbar sei. Doch Montana hat uns die Zutaten zum Kochen geliefert.»

Ein Standort mit Verpflichtung
Grenchen Süd, so plant die Stadt schon länger, soll zum lebendigen Stadtteil werden. Für das Areal, das unmittelbar an den Bahnhof anschliesst, wurde 2020 ein Studienauftrag auf Einladung durchgeführt. Gewonnen hat diesen Stähelin Partner, 2022 übernahm das Büro Architekturgmbh für die Umsetzungsplanung. Die Siedlung mit drei Wohngebäuden und dem prominent gesetzten neuen Campus für die Höhere Fachschule für Technik Mittelland und Swissmechanic Solothurn sind nun wichtige Bausteine für den neuen Stadtteil.

Die Zacken bündeln das Umgebungslicht und reflektieren die Bewegung.

Allein das Schulungsgebäude hat eine Nettogeschossfläche von 6700 Quadratmetern – und somit eine Fassade mit Aussenwirkung. Der Aufgabe stellte man sich mit Bedacht, erzählte Michael Norbjer am Brownbag-Lunch: «An einem solchen Ort bauen zu dürfen, ist eine Verpflichtung: Gegenüber dem Ort, der Bevölkerung, und der Geschichte.» Ziel und Auftrag sei es gewesen, eine starke Identität zu schaffen, die Funktionalität zu garantieren und eine kreislauffähige Lösung zu finden. Die ästhetische Herausforderung wiederum war es, den Blick der sich bewegenden Betrachter einzufangen.

Projektleiter Michael Binden zeigte die vielfältige Produkt- und Servicepalette von Montana Bausysteme.

So fand man mit Montana zusammen. Das 1964 gegründete Unternehmen liefert Lösungen für Fassade, Dächer und Decken. Sie bieten ein umfangreiches Angebot an «swissmade» Profilen und Sandwichelementen, die in der Montaform Design Linie auch auf Wunsch individualisiert werden können. Michael Binder, Projektleiter bei Montana, erzählte anschaulich von den Anpassungsmöglichkeiten in Form, Profil und Perforation, aber auch in Materialität und Farbigkeit. So gibt es neben dem klassischen Einsatz in der Industrie interessante Anwendungen für Wohn- und Bürobauten.

Ein illusionistischer Effekt
Eine solche individuelle Lösung wurde für das Projekt in Grenchen entwickelt. Montana bot für die Idee der changierenden Fassade mit dem aufscheinenden Schriftzug ein bis in den letzten Winkel geplantes und präzise verarbeitetes Profilblech. Die Zacken sind dabei nicht symmetrisch angeordnet, sondern rotieren kontinuierlich um einige Grad den Betrachtenden entgegen. Dieser Kniff verhindert den Umschlagpunkt, sodass ein fliessender Effekt entsteht. Durch die unterschiedlichen Neigungen entsteht ein Schattenspiel, die Reflexion des Umgebungslichts erzeugt wechselweise eine konkave und konvexe Illusion.

Durch die kontinuierlich drehenden Winkel verschwindet der Schriftzug in der Bewegung.

Das Profilblech wurde bis in den letzten Winkel geplant und sorgfältig ausgeführt.

Der Entscheid für eine Aluminiumfassade kam dem Kostenrahmen, aber auch dem Wunsch nach einer kreislauffähigen Bauweise entgegen. So hat die Herstellung von Aluminium zwar eine hohe Primärenergie, lässt sich bei einem potenziellen Rückbau aber beliebigen Recyclingzyklen zuführen. Die Ausführung der Bleche für den Grencher Campus kommt in einem dunklen Bronzeton daher. Der Text, auf Schriftfolie einfach montiert, wird im Wellental zwischen den Zacken «versteckt». So ist der Schriftzug «Campus Technik» nur in Bewegung in Gänze zu lesen.

Das Publikum konnte ein 1:1 Modell des Profilblechs betrachten.

Die Firma Montana produzierte die 1400 Profilblechteile in zwei Tagen. Die Montage war durch die asymmetrischen Winkel, die sich von Element zu Element unterscheiden, eine logistische Meisterleistung. Dies veranschaulichte der Brownbag-Lunch, denn den Vorteil der Baumuster-Centrale ausspielend, zeigten Michael Binder und Michael Norbjer ihrem Publikum ein 1:1 Mock-Up-Modell eines solchen Profilblechs. Ein Vortrag zum Anfassen.

Video vom Brownbag-Lunch «POV: Bewegte Fassade» in der Schweizer Baumuster-Centrale.

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