Das Archiv als Zeitmaschine

Anfang dieses Jahres wurden an der ETH Zürich rund 150 städtische Wettbewerbe archiviert. Fast wäre das riesige Konvolut verloren gewesen. Eine kurze Chronik der Rettungsaktion und ein Blick in die Zukunft.

Fotos: Anne Linke

Anfang dieses Jahres wurden an der ETH Zürich rund 150 städtische Wettbewerbe archiviert. Fast wäre das riesige Konvolut verloren gewesen. Eine kurze Chronik der Rettungsaktion und ein Blick in die Zukunft.

Zwölf hoch aufgetürmte Paletten, über acht Tonnen Archivmaterial. Die schiere Menge an Wettbewerbsplänen, die Anfang dieses Jahres am gta Archiv der ETH Zürich öffentlich ausgepackt, gesichtet, gesäubert, inventarisiert und in ständigem Wechsel auszugsweise präsentiert wurde, beeindruckt. Der Inhalt: ein wesentlicher Teil der von der Stadt Zürich veranstalteten Architekturwettbewerbe des letzten Jahrhunderts, zurück bis 1925 und bis in die nahe Gegenwart der 1990er-Jahre. Wer die ‹Public Triage› besucht hat, konnte mit eigenen Augen sehen, wie Zürich auch hätte gebaut werden können. Lange lag der «Elefantenfriedhof von Träumen», wie Irina Davidovici, Leiterin des gta Archivs, das riesige Konvolut nennt, im Versteckten. Dass die Mappen mit rund 150 Wettbewerbsverfahren an die ETH gelangt sind, ist einem Zufall und der Vehemenz der Beteiligten zu verdanken. Denn fast wäre das Konvolut verloren gewesen. Rettungsaktion Vor dem Verschwinden gerettet hat diesen bedeutenden Teil des Stadtzürcher Wettbewerbsgedächtnisses die Stiftung Forschung Planungswettbewerbe, aus der nicht zuletzt Konkurado hervorgegangen ist. Mitte August 2018 stand die Plattform im Austausch mit dem Amt für Hochbauten und erfuhr, dass im Baugeschichtlichen Archiv noch Wettbewerbe lagerten, die Ende Monat abgeholt würden. Das Archiv hatte bis da noch keine Abnehmerin gefunden. Daniel Kündig, Präsident der Stiftung, fragte nach einer Mappe – irgendeiner –, aus Interesse. Seine Mitarbeitenden brachten ihm daraufhin jene, die zuoberst lag. Darin: die Originalpläne des Locherguts, die gesamte Abgabe vom 1. bis zum 8. Rang. Kündig realisierte: « Das sind die Dateien dieser Wettbewerbe, es gibt nichts Elektronisches. Der Speicher ist der Plan selbst. » Ausserdem erkannte er den kunsthistorischen Wert der von Hand gezeichneten, oftmals kolorierten Blätter. Und stellvertretend nahm er an, dass...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.