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Wohnqualität auf 50 Quadratmetern

Das junge Architekturbüro Knorr & Pürckhauer gewinnt den Wettbewerb für einen Neubau mit Alterswohnungen in Zürich Aussersihl. Dank der raffinierten Wohnungen ein verdienter Sieg.

Für die Pfarrkirchenstiftung St. Peter und Paul im Zürcherischen Aussersihl führte das Amt für Hochbauten Zürich einen ihrer «Kleinprojektwettbewerbe» durch. Fünf Büros waren eingeladen, in einem anonymen einstufigen Verfahren Vorschläge für einen Neubau mit Alterswohnungen zu entwicklen. Gesucht war ein «Passstück» in einer Baulücke am Werdgässchen, entworfen werden mussten 24 Zweizimmerwohnungen mit hohem Wohnwert, ausgerichtet an den Bedürfnissen älterer Menschen. Als Gewinner ging das junge Team von Knorr & Pürckhauer Architekten hervor. Ihnen sei «insgesamt der beste Entwurf» gelungen, befand das Preisgericht.

Man könnte sich nun darüber streiten, ob das Projekt mit seinen französischen Fenstern, den Gesimsen und vertikalen Putzbänder sich tatsächlich so «selbstverständlich ins Quartierbild einordnet», wie dies die Jury behauptet – zumal das angrenzende Alterszentrum ein Solitär aus den 70er Jahren ist, das Werd-Hochhaus mit Plaza und Pavillon in unmittelbarer Nachbarschaft steht und der gründerzeitliche Blockrand, auf den sich die Architektursprache offensichtlich bezieht, nur in Teilen überhaupt gründerzeitlich ist. Man könnte auch – ähnliche Frage im kleineren Massstab – darüber diskutieren, weshalb ein kleines Wohnungsentrée in einem zeitgenössischen Bauwerk mit einem Bodenfries verziert sein muss. Aber (und das ist in diesem Fall das Entscheidende): Gerade diese Wohnungen sind ausgesprochen gut gedacht. Man findet hier eine Klarheit der Struktur, die sich gleichsam auf die Organisation des ganzen Hauses überträgt. Der Grundriss verschenkt keinen Quadratmeter (die Wohnungen sind mit 50 Quadratmetern sogar kompakter als gefordert), erweist sich aber als äusserst vielfältig und flexibel. Zwei gleichwertige Zimmer beidseits des Entrées lassen den Bewohnern die Wahl, wo gewohnt und wo geschlafen wird; dank der doppelflügligen Türen kann der Grundriss, wie die Jury zurecht hervorhebt, «als eine Addition von Räumen, als kammerartig, aber auch als fliessendes Raumkontinuum gelesen werden». Eine Schiebetür zwischen Küche und Zimmer schliesslich erlaubt nicht nur einen Rundlauf in der Wohnung, sondern spielt auch die Fassade frei, so dass trotz beschränkter Fläche ein heller und grosszügiger Wohnraum entsteht. Ein verdienter Sieg.   

Alterswohnungen Werdgässchen, Zürich Aussersihl
Anonymer, einstufiger Projektwettbewerb auf Einladung für das Amt für Hochbauten Zürich (im Auftrag der Pfarrkirchenstiftung Sankt Peter und Paul, Zürich)
Jury: Josef Bachmann, Franziska Imfeld, Giorgio Prestele, Jeremy Hoskyn, Zita Cotti, Christof Bhend, Anita Emele.
– 1. Rang: Knorr & Pürckhauer Architekten, Zürich
– 2. Rang: Atelier Abraha Achermann, Zürich
– 3. Rang: Gut & Schoep Architekten, Zürich
Weitere Teilnehmer:
– Allemann Bauer Eigenmann Architekten, Zürich
– Ladner Meier Architekten, Zürich Kopenhagen

Ausstellung vom 9. April 2016 - 18. April 2016 im Pavillon Werd, Amt für Hochbauten Wettbewerbe, Morgartenstrasse 40, 8004 Zürich. Mo-Fr 16 -20 Uhr, Sa/So 14 -18 Uhr.

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Kommentare

Gerda 20.04.2016 13:12
Dass mehr solche Wohnungen gebaut werden, tut dringend not. Wer wie ich in der Altenpflege arbeitet weiß wie sehr Senioren und Seniorinnen zum teil unter der unpassenden Einrichtung ihrer Domizile zu leiden haben. Bei den Klienten der Seniorenbetreuung Schweiz hat sich schon vieles als für ältere Leute, besonders wenn sie unter Arthrose leiden ungeeignet erwiesen: Stufen in der Wohnung, zu hohe Arbeitsflächen und Einbauschränke, Duschen mit hohen Austritten usw. Ich hoffe also, dass beim letztendlichen Bau der Alterswohnungen nicht beim Grundriss mit der Alten-Optimierung aufgehört wird, sondern auch das Interieur entsprechend gestaltet wird. LG im Namen der Seniorenbetreuung Schweiz (verantwortlich für Altenhilfe, Krankenhilfe, Haushaltshilfe)
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