Das kommentierte Siegerprojekt von Aires Mateus Fotos: Aires Mateus, Fruehauf Henry & Viladoms

«Vous êtes tombé sur la tête?»

Der Kantonsarchitekt der Waadt will die Veröffentlichung von Wettbewerbsprojekten in «hochparterre.wettbewerbe» verhindern, weil wir einen Kommentar geschrieben haben, der ihm nicht passt.

Ob wir auf den Kopf gefallen seien, fragt der Kantonsarchitekt der Waadt. Emmanuel Ventura spart in mehreren E-Mails an die Redaktion nicht mit Kraftausdrücken. «hochparterre.wettbewerbe» sei ein «torchon indigne», ein unwürdiges Käseblatt. Die Feder unseres Kommentators sei schlecht, miserabel und widerlich. Wir hätten einen schweren journalistischen Fehler gemacht.

Was ist geschehen? Im hochparterre.wettbewerbe 5/2015 hatten wir auf 13 Seiten den Wettbewerb für zwei kantonale Museen in Lausanne gezeigt. Auf einer halben Seite schrieb Christian Jelk einen Kommentar dazu, der auch als solcher bezeichnet war. Er wies in wunderbarem und ironischem Französisch auf die umstrittenen Präqualifikationsverfahren hin, zeigte die Vorliebe der Waadt für mediterrane Architektur – der Portugiese Aires Mateus hatte gewonnen, das benachbarte Museum bauen die Spanier Barozzi Veiga –, kritisierte die unterirdischen Projekte und befand das zweitrangierte Projekt von Valerio Olgiati als das Beste. Auch auf Nachfragen bei Emmanuel Ventura, wo genau das Problem des Textes liege und an welchen Passagen er sich störe, bekamen wir keine konkreten Antwort. Sondern eben die Antwort, ob wir auf den Kopf gefallen seien. Er war also erstaunt, dass wir seine Kritik an der Kritik nicht einmal verstehen.

Dass der Kanton Waadt nun die Abonnements von Hochparterre auslaufen lässt, tut uns weh, ist aber nicht weiter von Bedeutung. Aber dass Emmanuel Ventura die Veröffentlichung von allen kantonalen Wettbewerben in unserem Heft verhindern will, stört uns. Zum Beispiel wollen wir die Erweiterung der «Unithèque» in Dorigny zeigen, eine neue Bibliothek für die Universität, die nichts mit dem kommentierten Museumswettbewerb zu tun hat. Die Veröffentlichung interessiere ihn nicht, schreibt Emmanuel Ventura zweimal in einer offiziellen Stellungnahme. Wir hingegen veröffentlichen Wettbewerbe, die uns interessieren und von denen wir annehmen, dass sie auch unser Leserinnen und Leser interessieren. Das Desinteresse eines Kantonsarchitekten lassen wir bei der Wahl der Wettbewerbe als Argument nicht gelten. Sollten wir mit einem Kommentar tatsächlich einmal daneben liegen, gehen wir davon aus, dass unsere Leserinnen und Leser genug intelligent sind, sich ein eigenes Bild des Wettbewerbs zu machen. Schliesslich sind die Wettbewerbsprojekte im «hochparterre.wettbewerbe» ausführlich dokumentiert.

Schade, dass ein Kantonsarchitekt unsere Arbeit erschwert und vielen, auch jungen, Architekten, die Möglichkeit nehmen will, ihre Projekte bei uns zu veröffentlichen.

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Kommentare

Ventura 23.03.2016 09:22
Les propos reporté ici par M.Bösch sont erronés. Je suis très attristé par son comportement. Vive le concours d'architecture, vive l'architecture par tous et pour tous!
Samuel Scherrer 22.03.2016 08:33
eine mehr als bizarre Geschichte, die sich allerdings wohl von selbst erledigen wird, sobald sich der Pulverdampf etwas gelegt hat. Glücklicherweise kann hier keineswegs auf landesweite Missstände unter den Kantonsarchitekten geschlossen werden - soweit zumindest meine persönlichen Erfahrungen.
klaus 21.03.2016 21:27
die kleinen könige auf ihren staatlichen pfründen...
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