Unauffällig stark

In St. Gallen, abseits der grossen Zentren, erweitern Designer und Gestalterinnen die Stadtgrenzen durch ein Geflecht aus Beziehungen – und finden dabei neue Wege.

Fotos: Beni Blaser

In St. Gallen, abseits der grossen Zentren, erweitern Designer und Gestalterinnen die Stadtgrenzen durch ein Geflecht aus Beziehungen – und finden dabei neue Wege.

Wer vom Bahnhof in St. Gallen Richtung Kreuzbleiche marschiert, erlebt ein städtebauliches Puzzle. Zwischen dem Turm der Fachhochschule Ost und dem als «St. Leopard» verspotteten gelb gefleckten Bürogebäude steht die alte Lokremise. Dicht dahinter befinden sich Autobahneinfahrt und Reithalle, wo nebst Pferden auch Kunstschaffende arbeiten. Ihren Namen hat die Kreuzbleiche von der lokalen Textilindustrie: Auf den Wiesen der Sportanlage bleichten einst Stoffbahnen. Vis-à-vis der Turnhalle arbeitet das Grafikduo Kasper-Florio im Hochparterre einer ehemaligen Buchbinderei. Die beiden teilen den hellen Raum mit fünf weiteren Gestaltern. Zwischen schlanken Tischen und akkurat geordneten Regalen tappt ihr Hund Oki umher. Obwohl Larissa Kasper und Rosario Florio Projekte für Künstlerinnen und Kreative aus Europa und den USA umsetzen, kommunizieren sie auffällig zurückhaltend – ihre Website verrät kaum mehr als die Adresse. ###Media_2### Sie waren bereits ein Paar, als sie vor 20 Jahren die ersten Partyflyer für Freunde gestalteten. «Wir merkten rasch, wie gut wir zusammen funktionieren», sagt Rosario Florio, der damals als Typograf arbeitete. Und so machten sie weiter, parallel zu verschiedenen Studiengängen und Jobs, abends und an den Wochenenden. Zusammen mit anderen Kreativen bezogen sie eine Autogarage, die sich zum Hort der Inspiration entwickelte: «Klar überlegten wir, nach Zürich oder in eine Metropole umzuziehen», sagt Larissa Kasper, «schliesslich könnten wir unseren Beruf überall ausführen. Was uns hier festhielt, war unsere Ateliergemeinschaft.» Obwohl St. Gallen dank der Stiftsbibliothek als Bücherstadt gilt und mit Jost Hochuli einer der wichtigsten Schweizer Buchgestalter hier tätig war, gab es in den 2000er-Jahren kaum junge Grafikerinnen, die sich selbständig machten. Vorbilder fehlten: Viele zogen weg, kehrten nach dem Studium nicht zurück oder ...

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