Ein Vogelschädel ist fragil — damit das Tier fliegen kann, sind seine Knochen hohl. Prallt es gegen ein Fenster, endet dies meist tödlich. Glas ist für Vögel in zwei Fällen gefährlich: Wenn es durchsichtig ist oder wenn es spiegelt. «Jedes zweite der 1,7 Millionen Gebäude in der Schweiz hat kritische Stellen», sagt Hans Schmid von der Vogelwarte Sempach. Das kann ein Wintergarten sein, ein Eckfenster oder ein transparenter Velounterstand. Je nach Scheibentyp, Beleuchtung und Innenraum werden Bäume und Himmel unterschiedlich stark reflektiert — das Tier kollidiert mit dem Spiegelbild. Weniger bekannt ist in der Schweiz ein weiteres Phänomen, bei dem Zugvögel nachts oder bei Nebel von beleuchteten Wolkenkratzern in die Irre geführt werden. Sie können sich nicht mehr orientieren und prallen in die Fassade: «Bis anhin waren die Gebäude hierzulande nicht hoch genug, der 126 Meter hohe Prime Tower in Zürich und der 178 Meter hohe Roche-Turm in Basel aber übersteigen die kritische Grenze», weiss Schmid. Pro Gebäude in der Schweiz rechnet er mit fünf bis zehn Kollisionen jährlich. Hochgerechnet sind das mehrere Millionen tote Tiere. Ob Spatz, Fink oder Zaunkönig, alle sterben am Glas, und der Bestand schrumpft — je nach Art bis zu zehn Prozent pro Jahr.Die scheinbar einfache Lösung: Glasflächen müssen sichtbar gemacht werden. Deshalb kleben Hausbesitzer vielerorts schwarze Vogelsilhouetten auf. Doch diese haben sich als nutzlos erwiesen, weil sie sich nicht genügend vom dunklen Hintergrund abheben. Und: Kleine Vögel weichen den Silhouetten zwar aus, prallen aber gleich daneben in die Scheibe. Wirksam waren bis anhin einzig Vorhänge, aufgedruckte Punktraster oder durchscheinendes Material wie Milchglas. Für stark spiegelnde Sonnenschutzfenster, die aktuelle energetische Vorgaben erfüllen, gab es bisher noch keine wirksame Vogelsch...