Landi reloaded
Morgen wird er im Rahmen der Möbelmesse Milano präsentiert: der neue alte Landistuhl. Vitra hat den legendären Entwurf von Hans Coray aus dem Jahr 1938 in einem aufwändigen, zwei Jahre dauernden Prozess gemeinsam mit der Witwe Henriette Coray wieder aufgelegt.
Morgen wird er im Rahmen der Möbelmesse Milano präsentiert: der neue alte Landistuhl. Vitra hat den legendären Entwurf von Hans Coray aus dem Jahr 1938 in einem aufwändigen, zwei Jahre dauernden Prozess gemeinsam mit der Witwe Henriette Coray wieder aufgelegt.
Der Stuhl war stets seiner Zeit voraus. Zum ersten Mal wurde eine dreidimensional verformte Sitzschale in Serie gefertigt. Sie besteht aus gelochtem Aluminiumblech. 91 Löcher verleihen dem Stuhl sein charakteristisches Aussehen. Ein c-förmiges Strangpressprofil aus Aluminium formt die ausgestellten Beine, die sich auf beiden Seiten in die charakteristischen niedrigen Armlehnen biegen. Die Beinpaare sind mit zwei dünnen Streben zum Untergestell verbunden. Darauf liegt die Sitzschale, an vier Punkten mit dem Untergestell verbunden. Dieses Prinzip einer Schale, die auf einem selbsttragenden Gestell aufliegt, sollte einige Jahre später von Ray und Charles Eames systematisiert und perfektioniert werden.
Wie kam es zur Neuauflage? Der Landistuhl verfolge ihn seit langer Zeit, sagte Rolf Fehlbaum im Interview, das er mit Hochparterre über die Wiederauflage des Landistuhl führte. «Der Landistuhl war immer in meinem Hinterkopf. Wer wie ich Stühle sammelt und produziert, stellt sich gerne seine Traumkollektion zusammen. Hans Corays Landistuhl gehört dazu. Kommt hinzu, dass der grosse Wurf aus der Schweiz stammt und etwas eminent Schweizerisches repräsentiert.» Der Stuhl verdankt seinen Namen dem Ort seines ersten Auftritts: Der Landistuhl, 1938 von Hans Coray entworfen, wurde in knapper Zeit entwickelt und in 1 500 Exemplaren von der Metallwarenfabrik Wädenswil produziert. Sein erstes Auftreten an der Landi 1939 wurde vielfach kommentiert. Er wurde zum Symbol einer modernen Schweiz. Die Zürcher Illustrierte titelt eine Fotoreportage über die Landi mit dem Ausruf einer begeisterten Besucherin: «Und was für Stühle! Leichte, zierliche aus silberglänzendem Aluminium!»
Der Stuhl sollte die Kraft haben, sich als Klassiker zu behaupten und nicht mehr aus der Geschichte des Designs zu verschwinden. Die Gründe, weshalb das geschah, sind vielfältig. Gewiss aber half, dass er über die Jahrzehnte immer wieder hergestellt und verkauft wurde. So wurde er sowohl zum gesuchten Sammlerstück mit Aura, als er auch ein fabrikneuer Stuhl blieb, der auf Grund seiner Eigenart konkurrenzlos ist. Das stärkt seine Präsenz bis heute.
Zur Geschichte dieser Neuauflage hat Hochparterre in Zusammenarbeit mit Vitra ein Themenheft herausgegeben. Es berichtet, was es braucht, einen Klassiker wieder aufleben zu lassen. Das Themenheft erscheint als Beilage zu Hochparterre 5/2014.
Erscheint als Beilage zu Hochparterre 5/2014
shop.hochparterre.ch, Fr. 15.-