Der Architekt Anton Glanzmann-Kälin sammelte während Jahrzehnten ausgewählte Schweizer Plastiksäcke. So wie ein einfacher Plastiksack mehr über seinen Träger oder seine Trägerin erzählt, verweist eine Plastiktüten-Sammlung auf die Hintergründe ihres Sammlers.Glanzmann-Kälins Sammlung lässt auf ein Leben vorrangig in der Schweiz, zwischen Luzern, Zürich und Locarno, schliessen. Sie erzählt, dass der Sammler Plastiktüten von Biotta, EPA*UNIP, ABM, Nordmann / Manor und grüne Tüten der Falken-Apotheke Luzern in verschiedenen Grössen und aus verschiedenen Zeiten aufgehoben hat. Dadurch bietet seine Sammlung auch Einblicke in die gestalterische Entwicklung dieser Unternehmen: Während Form und Material variieren, bleiben Design und Farbe gleich. Weiter erzählt die Sammlung von einer gebildeten, interessierten Person mit einer Neigung zu gesunder Ernährung und einem Hang, zeitgenössische, lokale Kulturgeschichte festhalten zu wollen.Zwei Exemplare der Sammlung fallen grafisch besonders auf: die Tragtasche des ‹Tages-Anzeiger› mit der Aufschrift ‹Tragi› und der Tilsiter-Sack. Die ‹Tragi›-Tüte generiert mit dem einfachen Wortspiel maximale Aufmerksamkeit. Auf der Tilsiter-Tüte bringt unsere ‹One Image Culture› die Schweiz, den Käse, die Kühe und die Berge in einen harmonischen Einklang. Das Wort ‹Tilsiter› formt die Bergkulisse, davor stehen zwei Kühe und ein Gipfelkreuz, rot-weiss wie das Schweizer Nationallogo.Die Tragtasche als architektonische ErweiterungPlastiktüten können als erweiterte Architekturen verstanden werden. Sie tragen Stil, Design, Ideologien, Strategien und den Flair eines Raumes mit sich weiter. Museen, Bibliotheken, Galerien und andere kulturelle Institutionen bevorzugen durchsichtige, halbdurchsichtige, weisse oder wie der White Cube einer Galerie bedruckte Plastiktüten, oder sie bedrucken sie mit kulturellen, kritischen oder ...