Für die Christen zeichnete Patrick Thurston eine Betondecke mit rundem Muster. Darunter zwei Leuchter, an der Wand eine Orgel, weit und breit kein Kreuz – der Raum ist als ökumenisches Zentrum gedacht, in dem 8 christliche Konfessionen zusammenkommen. Fotos: Michael Blaser

Über Kreuz beten

Acht Glaubensgemeinschaften finden im Berner Haus der Religionen unter dem gleichen Dach zu Gott. Es ist ein einzigartiges Austauschprojekt, an dem lange geplant wurde.

So viele Götter wie hier sind nirgendwo sonst zu Hause, nicht einmal in Jerusalem. Im Haus der Religionen in Bern kommen acht verschiedene Glaubensgemeinschaften zusammen. Hier rollen Muslime ihre Teppiche aus, entzünden Aleviten ihr Feuer, pilgern Hindus in den Tempel. «Das ist weltweit einzigartig», sagt Guido Albisetti, Präsident der Stiftung ‹Europaplatz – Haus der Religionen›, die das Projekt angerissen hat. Das Haus sei nicht nur für Bern bedeutend, sondern für die ganze Welt. Im Sockel des Wohn- und Bürozentrums Europaplatz in Ausserholligen siehe ‹Bauen, wo niemand sein will›, Seite 18 entstand ein Ort der Zuflucht für religiöse Minderheiten. Es ist in Beton gegossener Glaube an den Dialog und das Miteinander der Religionen und der Kulturen.Der Weg dorthin war steinig. 2002 begann die Stiftung mit der Geldsuche. «150 Gesuche haben wir verschickt und 150 Absagen erhalten», sagt Albisetti. Sie seien Utopisten, Gutmenschen, Fantasten, hiess es. «Viele waren skeptisch gegenüber dem Projekt oder überhaupt gegenüber der Religion.» Doch Albisetti und seine Mitstreiter glaubten an ihre Idee und kratzten 10 Millionen Franken zusammen. Das war genug, um zwei Geschosse im Zentrum Europaplatz zu realisieren, das Bauart Architekten mit dem Urbanoffice aus Amsterdam für Halter bauten. Siehe ‹Von der Idee zum Bau›, Seite 18. Die Stiftung ist Stockwerkeigentümerin und vermietet die Räume. Um Kosten zu sparen, finanzierte sie nur den Rohbau, den die Religionen selbst ausbauten, ähnlich wie Läden in einem Warenhaus.Vermittlung im ZwischenraumIn der Schweiz kehren immer mehr Menschen Gott den Rücken. Doch Albisetti sieht im Haus der Religionen keinen Anachronismus. Gerade bei den Migrantinnen und Migranten sei der Anteil der Gläubigen hoch, erklärt er. Zudem ist das Haus der Religionen auch ein Haus der Kulturen. Ein Drittel der Fläche nimmt der gemeinschaftl...
Über Kreuz beten

Acht Glaubensgemeinschaften finden im Berner Haus der Religionen unter dem gleichen Dach zu Gott. Es ist ein einzigartiges Austauschprojekt, an dem lange geplant wurde.

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