Der Architekturführer lässt sich bequem zu Hause auf A4 ausdrucken.

São Paulo aus Zürcher Sicht

Gedruckt gab es den Architektur- und Reiseführer zweier ETH-Architekten und einer brasilianischen Fotografin lediglich an der diesjährigen Biennale – denn jeder kann das Büchlein herunterladen und selbst ausdrucken.

Architekten sind ein umtriebig’ Volk. Dies gilt für die Jungen umso mehr, haben sie doch noch keine grossen Projekte am Halse. Dass sie daher auch ausgiebig die Welt bereisen können, ist eine gute Sache und so entschloss sich Philippe Jorisch nach seinem Diplom an der ETH Zürich anfangs 2012, eine Weile in Stadt São Paulo zu leben. Die brasilianische Metropole hatte ihn schon 2007 und 2009 bei Studienreisen begeistert und die damals kennengelernte Fotografin Maíra Acayaba und ihr Mann boten die passende Unterkunft. In jener Zeit kam Jorisch die Idee, einen kompakten Architekturführer zu schreiben. Die begeisterungsfähige Fotografin wollte die Bilder beisteuern und so fragte Jorisch seinen Studienfreund Nils Havelka, der zwischenzeitlich einen kleinen Verlag in Zürich gegründet hatte, ob er das Resultat publizieren wollte. Das tat er – aber anders als gedacht.

Gemeinsam entwickelte das Dreigespann die Idee eines kostenlosen Führers, der gratis zum Download zur Verfügung stehen und sich nicht an professionellen Druckern orientieren sollte – das Resultat ist also schwarzweiss, im Format A4 und ein Statement über das digital-globale Zeitalter. Bei einem Open Call der diesjährigen Architekturbiennale in São Paulo, die noch bis Ende November unter dem Motto «City: Ways of Making, Ways of Thinking» stattfindet, wurde das Projekt vorgestellt. Hier hingen je fünf laminierte Exemplare in Englisch und Portugiesisch – denn viele Brasilianer sprechen kaum Englisch und auch diese galt es zu erreichen. Netterweise hatte die Sektion Zürich des SIA die Kosten für die Übersetzung bezahlt.

Auf insgesamt 24 Seiten finden sich in «SP2014.NET – A Compact Architectural Guide to Metropolitan São Paulo» zunächst einige Kurzinterviews mit lokalen Jungarchitekten. Anschliessend kommt der Hauptteil mit einer Karte und nach Quartieren, Strassen oder Institutionen geordneten Hinweisen – nicht nur zur Architektur (primär zwischen 1900 und 1970), sondern auch zu Lampengeschäften, Sushirestaurants oder Nachtclubs. In kurzen Textboxen findet man begleitende Kommentare zu aktuellen Entwicklungen. Abschliessend folgen Leseempfehlungen und eine kleine Liste gut sortierter Buchhandlungen, allgemeine Links zur Stadt und klassische Reiseinformationen über Sprache, Geld und dergleichen. Wer mehr Zeit zur Verfügung hat, findet ferner einige Empfehlungen für Bade- und Surfausflüge an die Küste und für architektonisches Perlentauchen im Landesinneren.

Kurz: SP2014.NET ist kein reiner Architekturführer und mitnichten umfassend. Als Einstieg in die brasilianische Metropole fraglos hilfreich, lohnt der Gratis-Download des bunten Sammelsurium aber allemal.

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