Bewohner der Kraftwerk1-Siedlung an der Hardturmstrasse in Zürich baden im Gemeinschaftsbecken. Fotos: Andreas Hofer

Öffentlichkeitsräume

Von der Kalkbreite in Zürich bis zum Obdachlosen-Heim in Los Angeles: Das Vitra Design Museum erzählt, wie neue gemeinschaftliche Wohnformen die Architektur beleben.

Angefangen hatte es mit Krawallen. «Wo, wo, Wohnige», skandierten Aktivisten 1989, während sie im Wochenrhythmus durch Zürich marschierten. Sie besetzten Häuser und stellten Sofas auf die Strasse, um ihr Recht auf Stadt einzufordern. «Together!» heisst die Ausstellung im Vitra Design Museum in Weil am Rhein, die neue gemeinschaftliche Wohnformen vorstellt. Mit dem Ausrufezeichen macht sie schon im Titel klar: Diese mussten hart erkämpft werden. Die Besucher stehen auf Pflastersteinen mitten im Geschehen, während um sie herum die Protestbewegung der 80er-Jahre tobt. Nicht nur in Zürich, auch in Hamburg oder Berlin brodelte es. Die Ideen für ein anderes Zusammenleben jenseits der bürgerlichen Stadtwohnung oder des spiessigen Einfamilienhauses kamen nicht von ungefähr. Daran erinnern die Geschichtstafeln zwischen den Demonstranten. Ab 1860 errichtete der französische Fabrikant Jean-Baptiste André Godin unter dem Namen «Familistère» Wohnanlagen, deren gemeinschaftliche Innenhöfe er mit riesigen Glaskuppeln überdachte. Die Engländer ersannen um 1900 in den Gartenstädten eine Einheit aus Wohnen, Gewerbe und Landwirtschaft; das Rote Wien baute an einem neuen Menschenbild für die Arbeiterklasse; die Sowjetunion wollte mit den «Kommunehäusern» bessere sozialistische Menschen erziehen. Sogar Le Corbusier stellte bei seiner Unité d’habitation die Bewohner ins Zentrum, als er die allen zugänglichen Dachterrassen zeichnete.Passend zum Thema entstanden die Ausstellung und der bildreiche Katalog dazu als gemeinschaftlicher Effort. Zum Kuratorenteam gehört Andreas Ruby, der neue Direktor des Schweizerischen Architekturmuseums in Basel. Ruby holte seine Partnerin, die Kuratorin Ilka Ruby, und die beiden Architekten Daniel Niggli und Mathias Müller vom Zürcher Büro EM2N mit ins Boot. Entsprechend räumlich funktioniert die Schau. Doch Ruby und sein Team konzipieren keine...
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Von der Kalkbreite in Zürich bis zum Obdachlosen-Heim in Los Angeles: Das Vitra Design Museum erzählt, wie neue gemeinschaftliche Wohnformen die Architektur beleben.

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