Unten Low-Tech, oben High-Tech: Kartonstützen tragen das Fachwerk aus Carbon. Fotos: © Didier Boy de la Tour

Karton und Carbon

Shigeru Ban baut für das Rietberg Museum in Zürich einen Sommerpavillon aus Kartonröhren. Neben dem Low-Tech-Material setzt der japanische Architekt auf eine High-Tech-Tragstruktur aus Carbon. Die Träger sind leicht, wirken aber schwer wie Stahl.

London hat den Serpentine Gallery Pavilion, für den sich alljährlich ein Stararchitekt ins Zeug legt – heuer der Japaner Sou Fujimoto. Seit diesem Jahr lockt auch Zürich Architekturfans mit einem temporären Sommerpavillon ins Grüne: Das Museum Rietberg eröffnet diese Woche auf der Terrasse der Villa Wesendonck einen Pavillon, der bis im September steht. Tagsüber ist er öffentlich zugänglich, am Abend finden hier Theater und Konzerte statt. Auch in der Schweiz setzt man auf einen berühmten Architekten aus Japan: Shigeru Ban. Doch in der Limmatstadt ist das Budget nicht ganz so üppig wie an der Themse, obwohl die Swiss Re Foundation mitbezahlt. Das Museum will den Pavillon jedes Jahr wieder verwenden und nicht alljährlich einen neuen Entwurf bestellen. Er muss also schnell auf- und wieder abgebaut werden können und einfach zu lagern sein. Eine Aufgabe, die Shigeru Ban nahe liegt, hat sich der Architekt neben spektakulären Museen doch einen Namen gemacht mit einfachen Behausungen für Flüchtlinge. Wie bei diesen setzt Ban für die Grundstruktur auf Kartonröhren. Selbstverständlich stehen die Stützen neben den Säulen der Villa und nehmen deren Achsmass und Durchmesser auf. So entwickelt sich der Anbau aus dem Bestand heraus Richtung Park. Alter Stein und neuer Karton ergänzen sich. Die Röhren der zweiten Reihe sind etwas dünner. So kann man sie im Winter ineinander schieben und spart Platz. Kunststofffenster umhüllen den Raum, klappen filigran nach oben und lassen die kühlende Sommerbriese hinein. Die Haut ist pragmatisch, aber schmuck. Darüber spannt eine Membran, die vor Regen schützt. Shigeru Ban weiss, wie man mit einfachen Mitteln grossartige Architektur zaubert. Doch in Zürich wollte er etwas Neues ausprobieren. Die Tragstruktur des Dachs besteht nicht aus Karton-, sondern aus Carbonröhren. Das Material wurde im Bau noch kaum raumbildend eingesetzt. Auch f...
Karton und Carbon

Shigeru Ban baut für das Rietberg Museum in Zürich einen Sommerpavillon aus Kartonröhren. Neben dem Low-Tech-Material setzt der japanische Architekt auf eine High-Tech-Tragstruktur aus Carbon. Die Träger sind leicht, wirken aber schwer wie Stahl.

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