Efiizienteste Fotovoltaikmodule, ein Format – die unflexible Solartechnologie findet in Romanshorn ihren architektonischen Ausdruck. Fotos: Giuseppe Micciché

Das Viridénsche Dilemma

Ein Plusenergiehaus des Zürcher Architekten Karl Viridén in Romanshorn zeigt: Gute Solararchitektur braucht mehr als bloss Diagramme und Tabellen.

Es gibt hässliche Wörter. «Gebäudehüllzahl» oder «CO²-Bilanzvergleich». Im Papier wimmelt es von solchen Wörtern. Hinter dem Bahnfenster locken die Thurgauer Streuobstwiesen, doch Karl Viridén lässt sich nicht ablenken. Mit vielen Tabellen und Diagrammen, wenig Fotos und Plänen erklärt er seinen neusten Umbau, den wir in wenigen Minuten besichtigen werden. Seine Augen leuchten hinter der eckigen Brille beim Anblick der Zahlen. Die Diagrammbalken des Hauses in Romanshorn stechen rot nach unten. Sowohl beim Treibhausgas als auch bei der Energiekennzahl lässt sein Gebäude die 2000-Watt-Gesellschaft und Minergie-A alt aussehen.Sanierungen mit glänzender Energiebilanz sind die Spezialität von Viridén +Partner. Seit 1990 macht das Zürcher Büro aus Altbauten Passivhäuser und erhält dafür Preise. Doch das reicht nicht mehr. Ein Haus sollte heute Energie produzieren, findet der Architekt. Vor zehn Jahren gründete er mit drei Partnern die Ecorenova, eine Aktiengesellschaft, die Altbauten kauft, sie zu Plusenergiehäusern umbaut und vermietet. Über vierzig Aktio­näre gibt es schon. Sie finanzieren Pilotprojekte wie in Romanshorn. Nach der Sanierung produziert das Gebäude die gesamte Energie für Heizung, Warmwasser, Strom und Lüftung — und noch rund 4000 Kilowattstunden pro Jahr mehr. «Für uns ein Höhepunkt!», sagt Viridén stolz.Der Weg dahin war steinig. Weder handelt es sich um einen Neubau, noch stand das Haus von 1961 allein auf weiter Flur, sondern es bildete eine städtische Ecke, zumindest für Romanshorner Verhältnisse. Vor der Sanierung folgte das fünfgeschossige Wohnhaus mit Attika allein der wichtigeren Alleestrasse, der Seitenflügel war zweigeschossig. Stark erweitert füllt der Baukörper nun die ganze Blockecke. Die Verdichtung ist eindrucksvoll: Aus 4 Wohnungen und einer Praxis wurden 22 Wohnungen; die drei Läden im Erdgeschoss bli...
Das Viridénsche Dilemma

Ein Plusenergiehaus des Zürcher Architekten Karl Viridén in Romanshorn zeigt: Gute Solararchitektur braucht mehr als bloss Diagramme und Tabellen.

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