Die Zürichstrasse zerteilt das Zentrum von Brüttisellen. Das rote und das helle Haus gehören zur Überbauung. Fotos: Roman Keller

Brüttiseller Realismus

Architektur, die den Agglomerationsbrei mit seinen eigenen Waffen schlägt: Der Architekt Thomas K. Keller und der Landwirt Kurt Schmid bauten ein Vorzeigeobjekt anderer Art.

Die kleine Brille und das sublime ‹K.› im Namen zeigen es: Thomas K. Keller ist ein intellektueller Architekt. Er sagt Wörter wie ‹hyper-context› oder ‹Genius Loci› und spricht, an der Durchgangsstrasse von Brüttisellen stehend, von der ‹Herkunft der Form›, was sich etwas surreal anfühlt. Dabei ist die Agglomeration für ihn durchaus ein Thema. Der 46-jährige Thurgauer mit Büro in St. Gallen hat zwar in Berlin und London gearbeitet, doch er sitzt in der Stadtbildkommission Schaffhausen, lehrt an der ZHAW in Winterthur und engagiert sich als Obmann des BSA Ostschweiz. Sein Wirkungsraum umzirkelt also jene Gegend, in der er unter anderem am ‹Dorfkern Kurzrickenbach› arbeitet oder am ‹Quartierplan Untere Brestenburg›. Provinzplanungen sind wichtige Planungen, findet der Architekt, dem Städtebau am Herzen liegt, spätestens seit er bei Vittorio Magnago Lampugnani an der ETH geforscht hat. Wir stehen neben seiner Überbauung ‹Am Dorfbach› in Brüttisellen. Das Motto der Gemeinde beschreibt den Ort gut: ‹Wo Stadt und Land sich treffen.›‹Zentrum Brüttisellen›Kurt Schmid ist Bauer, genauer: Er war Bauer. «Der Melkroboter hat mich wegrationalisiert», sagt der 67-Jährige mit einem trockenen Humor, den man von einem langjährigen SVP-Gemeinderat und -präsidenten nicht mehr erwartet. Vor zwanzig Jahren hatte er sich mit einem anderen Bauern zusammengetan und einen neuen Hof ausserhalb des Dorfes gebaut. Schmids Sohn übernahm ihn, und der Senior hatte Zeit, sich um die Zukunft des alten Hofes mitten im Dorf zu kümmern. Den Stall liess er schon vor 14 Jahren zum Wohnhaus umbauen. Auf der Wiese davor standen alte Remisen und Obstbäume. Gegenüber an der lauten Zürichstrasse: Post, Denner und die Dorfbeiz. ‹Zentrum Brüttisellen› steht auf dem Schild der Bushaltestelle, hinter der sich vor Kurzem noch die leere Wiese öffnete. Heute stehen dort fün...
Brüttiseller Realismus

Architektur, die den Agglomerationsbrei mit seinen eigenen Waffen schlägt: Der Architekt Thomas K. Keller und der Landwirt Kurt Schmid bauten ein Vorzeigeobjekt anderer Art.

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