Ein Haus wächst weiter: Gemeindehaus Horw von 1979, Erweiterungen auf dem Dach von 2016. Fotos: Lukas Murer

Aalto in der Agglo

Aussen wächst das Gemeindehaus Horw einfach weiter. Im Innern fegt eine farbige Bürowelt den alten Mief raus. Ein Lehrstück in Sanierung vor den Toren Luzerns.

Eine Einladung zum Tag der offenen Tür. Das Bild zeigt ein öffentliches Gebäude, sicher aus den späten Siebzigerjahren. Ziegel, Kupfer und ein steiles Pultdach, das an beiden Enden optimistisch in die Höhe zeigt – unverkennbar war Alvar Aalto das Vorbild. ‹Sanierung Gemeindehaus Horw› steht über der Einladung. Was fasziniert am Bild? Eine Art Turm aus Kupfer streckt sich neben den Pultdächern nach oben, macht die Lisenen der Fassade zu Zinnen. Die Formen sind vom Alten übernommen, das Material des Türmchens ist jedoch unverkennbar neu: Das sonst dunkel patinierte Kupferblech glänzt. Der Architekt hat das Neue nicht hinzugefügt. Er hat sich ins Haus versetzt und es weiterwachsen lassen.Kollektiv geplantEin Besuch in Horw soll nun die Faszination dieses Bildes bestätigen oder widerlegen, sie zumindest erklären. Dort, im Siedlungsbrei vor Luzern, gilt das ungeschriebene Gesetz der Agglomeration: Jedes Gebäude vermeidet jeden Bezug zu allen anderen. Auch politisch sind die meisten Horwer eher dem Individuum zugeneigt als der Gemeinschaft, auch wenn sie noch immer ‹ins Dörfli› gehen, um im Coop ihre Cervelats zu kaufen. Das Dorf ist ein hartnäckiges Bild in den hiesigen Köpfen, das auch die Zentrumsplanung Anfang der Siebzigerjahre nicht ausradieren konnte: eine zugige Platte mit massiger Randbebauung und öffentlichen Gebäuden darauf – Schulen, Veranstaltungshalle und Gemeindehaus. Auf der hinteren Seite schliesst ein schwarz gelochblechter Neubau die einstige Offenheit, was aus der Platte zwar so etwas wie Stadtraum macht, doch auch dieses Gebäude baut an seiner eigenen Welt. Zwischen den neuen oder aufgestockten Randzeilen mit Dämmverpackung macht sich das bewegte Gemeindehaus eher mickrig aus. Im Morgendunst glänzt der neue Kupferturm. Er und sein breiteres Pendant auf der anderen Seite machen das Haus kräftiger. Es zeigt seiner verdichteten Nachbarschaft...
Aalto in der Agglo

Aussen wächst das Gemeindehaus Horw einfach weiter. Im Innern fegt eine farbige Bürowelt den alten Mief raus. Ein Lehrstück in Sanierung vor den Toren Luzerns.

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