Aufgebaut auf
der Welt der Achtziger

Im Lindendorf in Ostermundigen bei Bern haben vier Architekturbüros praktisch erprobt, wie die Verdichtung des Bestands auch im grossen Massstab gelingt.

Fotos: Damian Poffet

Im Lindendorf in Ostermundigen bei Bern haben vier Architekturbüros praktisch erprobt, wie die Verdichtung des Bestands auch im grossen Massstab gelingt.

Am Siedlungsrand von Ostermundigen BE reicht der Blick über die Felder bis hinauf zum Bantiger. Dreht man sich um, steht man direkt vor der Siedlung Lindendorf. Hier ist nach einer Verdichtung alles anders als erwartet: Die zwölf Häuser aus den 1980er-Jahren ragen in die Höhe. Die Aufstockung ist gut, mutig und im besten Sinn so eigenwillig wie der Bestand. Um die ungewöhnliche Entwicklung zu verstehen, drehen wir die Zeit um zehn Jahre zurück. Aufstockung statt Strangsanierung Im Jahr 2014 wurde das Büro W2H mit der Strangsanierung an der Unterdorfstrasse 35 und 37 beauftragt. Wie die meisten Liegenschaften im Lindendorf war das Doppelhaus in den vergangenen 35 Jahren unterhalten, aber nie saniert worden. Von hellen L-Stützen gefasste Balkone gliedern die Fassade. Rücksprünge schaffen die bewegte Grundfigur, die im Dialog mit den Bäumen und Teichen der Umgebung steht und dafür sorgt, dass die Häuser trotz des ausgewaschenen Brauns und verfärbten Waschbetons ihren starken Ausdruck nicht verloren haben. Statt nur den Ersatz der Steigzonen und der typisch braunen Badezimmerplatten zu planen, schlugen die Architekten eine Aufstockung vor. Sie erkannten darin die Chance, die ganze Siedlung zu verdichten. Weil die gültige Überbauungsordnung von 1980 die Pläne baurechtlich nicht zuliess, wandten sie sich gemeinsam mit der Eigentümerin an die Gemeinde – und mussten nicht lange verhandeln: Die Verdichtungsabsichten spielten der Strategie der Gemeinde in die Hände; bis 2025 soll Ostermundigen auf 18 000 Einwohner anwachsen, ohne dass das umliegende Kulturland überbaut wird. Auch die Eigentümer der anderen Häuser – ganze zehn gibt es davon im Lindendorf – erkannten in der Verdichtung ein Potenzial. Deshalb beauftragte die Gemeinde W2H mit einer Überbauungsstudie. Damit sollte sichergestellt werden, dass das charakteristische Erscheinungsbild des Lindendorfs erhalten...

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