René Furer an der Vernissage von «Landschaften. Eine Architekturtheorie in Bildern von René Furer», 2012 im Architekturforum Zürich. Fotos: Aladin Kleiber

Adieu, René

Der Architekturtheoretiker René Furer ist mit 92 Jahren gestorben. Er hat mit seinem legendären Bilderballett Generationen von ETH-Studierenden verzaubert.

Ich kannte René Furer lange nur aus den Erzählungen meines älteren Bruders, der ebenfalls Architektur studierte. Er berichtete von legendären Vorlesungen, «bei denen alle Studis sogar frühmorgens an seinen Lippen beziehungsweise Dias hingen». Zweiter Berührungspunkt waren seine eigenwilligen «Architekturhefte», an denen Furer seit 2007 schrieb und die er im Eigenverlag vertrieb und regelmässig – einmal in einem weissen Overall und mit seiner Nikon über der Schulter – in die Redaktion brachte. Ihre Basis (und auch die seiner Vorlesungen) bildete seine ebenso legendäre Diasammlung, die bis an sein Lebensende auf mehr als eine halbe Million Bilder angewachsen ist. Die Hefte weckten meine verlegerische Neugier: Wieso nicht Furer dazu bringen, eine Auswahl der Einzelhefte neu zu komponieren und ihre Themen in einem Buch in einen neuen Zusammenhang zu stellen? Nach einem ausschweifenden Mittagessen – im damals noch unter spanischer Führung stehenden Restaurant Rechberg (Furer war immer für ein gutes Essen zu haben) – besiegelten wir die Idee für so ein Destillat, aus dem später das Buch «Landschaften. Eine Architekturtheorie in Bildern von René Furer» wurde. Viel Überzeugungskraft war allerdings nicht nötig, denn Furer war immer offen für neue Ideen und neugierig auf Menschen, die sich mit seinem Werk befassen wollten. Als das Kompendium 2012 in der Edition Hochparterre erschien, schlüpfte er an der Vernissage mit sichtbar grosser Lust wieder in die Rolle des Architekturdozenten: Er genoss es sichtlich, seine surrende und klickende Diaschau vor grossem Publikum «im Singsang, mit quietschender Freude und mit ganzem Körpereinsatz» zu präsentieren, wie es die Architektin Sibylle Berg beschrieb. Bei meinem letzten Interview mit Furer – ich besuchte ihn für die Rubrik «Rückspiegel» in seiner Wohnung in seiner geliebten Göhnersiedlung in Benglen –...
Adieu, René

Der Architekturtheoretiker René Furer ist mit 92 Jahren gestorben. Er hat mit seinem legendären Bilderballett Generationen von ETH-Studierenden verzaubert.

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.