Garba-Tänze als Schattentänze vor den ornamentalen Visuals; die Körper selbst mutieren zu abstrakten Formen. Fotos: Barbara Hennig Marques*

Garba reloaded

Die HSLU-Studentinnen Stephany Geiser und Barbara Hennig Marques entwickelten das Tanzprojekt ‹Garba Reloaded›. Barbara Hennig Marques erklärt die Produktion.


Für die Eröffnung des neuen Schulgebäudes der Hochschule Luzern in Emmenbrücke befassten sich die Textildesignstudentin Stephany Geiser und Barbara Hennig Marques, die an der HSLU Kunst & Vermittlung studiert, mit dem traditionellen Hindu-Tanz Garba und entwickelten das Tanzprojekt ‹Garba Reloaded›. In ihren Campus-Beitrag erzählt Barbara Hennig Marques die Produktionsgeschichte.

Das Projekt hat seinen Anfang vor drei Jahren: An der HSLU-Partnerschule NID in Indien führten die indischen Animation-Designer Shweta Bendre, Alpika Singh und Deval Vala im Rahmen des Trickfilmfestivals ‹Chitrakatha› ihr Projekt ‹Garba enlighted› auf. Dieses sollte weiterentwickelt und an der Eröffnungsfeier für das neue Schulgebäude der Hochschule Luzern – Design & Kunst am 23. und 24. September 2016 in der Viscosi in Emmenbrücke uraufgeführt werden. Stephany Geiser und ich lernten uns diesen Frühling in einem interdisziplinären Modul kennen. Rasch waren die Zuständigkeiten definiert: Stephany für die Kostüme, Barbara für Szenografie und Dramaturgie. Im Mai lernten wir Sheweta, Alpika und Deval persönlich kennen und diskutierten unsere Vorhaben. Die drei, selber begnadete Garba-Tanzende, nahmen sich der Visuals und der Technik an sowie der Choreografie.

Für die Aufführung dieses traditionellen Hindu-Tanzes konnten wir acht Studentinnen gewinnen. Geprobt wurde erst in der Woche vor der Eröffnungsfeier. Weil die Abfolge der Tanzschritte des Garba-Tanz organisch und ziemlich einfach ist, reichte die Zeit. Schwieriger gestaltete sich die Technik, für deren Installation HSLU- Dozent François Chalet, Deval und Alpika bis tief in die Nacht hinein arbeiten mussten. Da die Aufführung im Freien geplant war, kam die abendliche Feuchtigkeit hinzu, die den elektronischen Geräten und den Instrumenten des Musikers Jean-Paul Bredif zu schaffen machte. Glücklicherweise hat sich am regenfreien Abend der Premiere alles in Wohlgefallen aufgelöst: Die neun mit weissen Planen verdeckten, kreisförmig angeordneten Absperrgitter konnten - von einem Aussetzer am ersten Abend abgesehen - einwandfrei mit den geplanten Visuals bespielt werden.

Thematisch geht es im Garba Tanz um den Zyklus des Lebens. Garba heisst Gebärmutter. Stephany und ich interpretierten ihn als Lobpreisung und Ehrung der Frau als ewige Lebensspenderin und Lebenserhalterin und setzten dies als Leitmotiv für unsere rund zwanzig Minuten dauernde Inszenierung ein. Da wir zu wenig Zeit für die Vorbereitungen hatten, konnten wir keine einzige Tanzprobe mit den Visuals machen; deshalb stimmte das Timing nicht ganz: Die Animation fing bereits wieder von vorne an, als die Tänzerinnen noch am letzten Tanz waren. Allerdings ist das den Zuschauenden gar nicht gross aufgefallen - zu intensiv waren sie wohl in den Bann der Rhythmen und der Tanzenden gezogen.

Unsere Zusammenarbeit mit Alpika, Shweta und Deval war nicht immer ganz einfach. Als Westlerin und Liebhaberin von zeitgenössischem Tanz steht für mich die Reduktion auf das Wesentliche in der Szenografie im Vordergrund. Auch sind mir Pünktlichkeit sowie strukturelles und diszipliniertes Arbeiten wichtig. Unsere Freunde vom Subkontinent haben diesbezüglich andere Haltungen: Bei den Visuals möglichst aus dem Vollen schöpfen, bunt und üppig; ungezwungen und verspielt auch bei den Proben. Stephany, die selbst Peruanerin ist, kam mit ihren Kostümen und den an Art-Déco erinnernden Accessoires sehr gut an. Meine diametral unterschiedlichen Auffassungen führten immer wieder zu längeren Diskussionen. Dennoch fanden wir uns zu guter Letzt, wobei beide Seiten viel voneinander lernen konnten. Dazu gehört auch die Bereitschaft zu Kompromissen oder zum Experimentieren. Wir alle haben jedenfalls Lust, das Projekt gemeinsam weiterzuentwickeln - das nächste Mal in Indien.

* Barbara Hennig Marques studiert im 3. Semester Kunst und Vermittlung an der Hochschule Luzern Design & Kunst.

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