Eine Art Drehtür

In den 1990er-Jahren holte Kurt W. Forster die weite Welt an die ETH und löste einen Richtungsstreit aus. Anfang dieses Jahres ist der brillante Kunsthistoriker gestorben. Der Versuch einer Einordnung.

Fotos: Richard J. Tuttle

In den 1990er-Jahren holte Kurt W. Forster die weite Welt an die ETH und löste einen Richtungsstreit aus. Anfang dieses Jahres ist der brillante Kunsthistoriker gestorben. Der Versuch einer Einordnung.

Als ich Ende 1996 am Architekturdepartement der ETH Zürich zu studieren begann, war Kurt W. Forster bereits da. Zweieinhalb Jahre später zog er auch schon wieder weiter, flüchtete vor der drohenden Pensionierung im helvetischen Universitätsbetrieb zunächst ans Canadian Centre for Architecture in Montreal, lehrte dann für eine kurze Zeit an der Accademia di Architettura in Mendrisio, übernahm die Gropius-Professur an der Bauhaus-Universität in Weimar und kehrte schliesslich nach Nordamerika zurück, wo er an der Yale University und an der Princeton University wirkte. Irgendwann dazwischen, genauer: im Jahr 2004, leitete er die 9. Architekturbiennale in Venedig.  Nimmt man Kurt W. Forsters frühere Tätigkeiten hinzu, die neben zahlreichen Professuren die Leitung des Schweizer Instituts in Rom von 1975 bis 1977 und insbesondere den Aufbau und die Leitung des Getty Centers in Santa Monica von 1984 bis 1993 umfassten, dann erscheinen die sechs Jahre, während deren er als Professor für Architektur- und Kunstgeschichte an der ETH unterrichtete, als fast schon vernachlässigbare Episode in einem an Interessen, Aktivitäten und Wirkstätten überbordend reichen Leben. Seine Präsenz am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur (gta) hatte es dennoch in sich. Über teils verschlungene, teils offenkundige Wege tut sie bis heute ihre Wirkung. Holzschnittartige Bilder Es gab damals, in den 1990er-Jahren, zwei Fraktionen am Hönggerberg, zumindest in der aus Gerüchten und Halbwissen zusammengestückelten Wahrnehmung eines jungen Studenten im ersten Jahreskurs: Auf der einen Seite standen die ernsthaften Vertreter einer Schweizer Architektur, der es um die Wirkung von Baukörpern und die Bedeutung der Konstruktion ging, auf der anderen Seite die sogenannten amerikanischen Positionen, interdisziplinär und theorieaffin, cool und schillernd, aber stets unter dem Verdacht ste...

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