Das ‹Stadthotel Triemli› erzählt von einer offenen Architektur und einer offenen Stadt. Foto: ZAS*

‹Stadthotel Triemli›: Wie weiter?

Beim spekulativen Ideenwettbewerb für die Um- und Weiternutzung der Triemlitürme wurden 45 Beiträge eingereicht. Vom 12.-19. Januar 2023 sind die Projekte im ZAZ Bellerive ausgestellt.

Noch vor einem Jahr war geplant, die drei ehemaligen Personalhäuser des Stadtspitals Triemli in Zürich rückzubauen. Der Entscheid zum Abbruch war umstritten. So forderte eine ‹dringliche schriftliche Anfrage› an den Stadtrat vom 5. Januar 2022, «den Abbruch der Personalhäuser zu sistieren, bis die zahlreichen offenen betrieblichen, raumplanerischen und klimapolitischen Fragen geklärt sind.» Die Anfrage nahm Bezug auf einen Artikel, den die ZAS* einen Monat zuvor auf Tsüri.ch veröffentlicht hatte. Im Artikel forderte die Gruppe dazu auf, die «Betonreserven am Triemli» zu aktivieren und stellte sich eine Neubelebung der drei Türme vor.

Den bisherigen Vorstellungen zuvor kam dann eine Notwendigkeit: Am 11. März 2022 nahm die Stadt Zürich im Turm A eine Unterkunft für geflüchtete Ukrainer:innen in Betrieb. Damit wurde offensichtlich, dass es sich bei den Türmen um eine städtische Ressource handelt, die sich aktivieren lässt. Die Rückbaupläne wurden vorerst zurückgestellt und die Zwischennutzung verlängert.

‹Stadthotel Triemli›
Bereits zuvor hatten unterschiedliche Zwischennutzungen die mögliche Vielfalt aufgezeigt: ein temporäres Altersheim, Arztpraxen, eine Unterkunft für Studierende. Noch vor Bekanntgabe der Verlängerung hat die ZAS* dieser Vielfalt einen Namen gegeben: ‹Stadthotel Triemli›. Dort sind 750 Zimmer frei: für Menschen in verschiedensten Lebenslagen, auf kürzere oder längere Zeit. Die Idee des Stadthotels diente schliesslich als Aufhänger, um einen Wettbewerb auszuschreiben.

Spekulativer Ideenwettbewerb
Im spekulativen Ideenwettbewerb wurden zukunftsweisende Vorschläge für die Um- und Weiternutzung der drei ehemaligen Personalhäuser gesucht. «Spekulativ» ist das Verfahren darum, weil die ZAS* nicht Eigentümerin der städtischen Parzellen ist und nicht über eine Weiterbearbeitung entscheiden kann. Doch mit der Haltung, dass wir alle ‹die Stadt› sind, hat die Gruppe den Wettbewerb am 1. September 2022 in Eigeninitiative ausgeschrieben - die Stadtverwaltung war darüber informiert. Am 23. November 2022 war die Abgabe. Eingereicht wurden 45 Beiträge!

Öffentliche Jurierung
Am 1. Dezember 2022 wurden die eingereichten Beiträge öffentlich juriert. Gegen hundert Interessierte - Stadtbewohner:innen, Teilnehmende und Vertreter:innen der Stadtverwaltung - verfolgten die Diskussion der Jury im ZAZ Bellerive. Weitere hundert waren über den Livestream zugeschaltet. Das Ziel war nicht, zum Schluss Resultate bekanntzugeben, sondern das Format zu erproben. Die Diskussion wurde für alle Anwesenden geöffnet:

Wie diskutieren wir Architektur in der Klimakrise?
Wie gehen wir mit unserem Konstruktionserbe um?
Wie realisieren wir Wohnraum in einer Stadt, in der nur 0.07 Prozent aller Wohnungen leer stehen?
Wie verhalten sich die Ideen aus dem Wettbewerb zur momentanen Nutzung und zu zukünftigen Planungen?


Ausstellungsplakat: ZAS*

Ausstellung und Archiv
Am nächsten Donnerstag, 12. Januar 2023, wird im ZAZ Bellerive die Wettbewerbsausstellung eröffnet. An der Vernissage werden die Resultate des Wettbewerbs bekannt gegeben und der Jurybericht veröffentlicht. Die Ausstellung ist bis zum 19. Januar geöffnet, täglich von 12-21 Uhr.

Gleichzeitig geht ein Archiv mit allen Projekten online. Für die Zukunft der drei Türme bleiben alle Projekte wichtig. Die Argumente gegen einen «Abbruch auf Vorrat» liefern sie im Kollektiv. Die fertige Bestellung, wie bei anderen Wettbewerben, gibt es nicht. Was das eine Projekt offen lässt, formuliert das andere aus. Aussagen wie «das ist so nicht möglich» lösen sich im Angesicht der kollektiven Intelligenz auf.

Während der Ausstellung sucht die ZAS* den Austausch mit den Teilnehmenden und der Stadt.

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Kommentare

Heinrich Blumer 10.01.2023 18:41
Endlich wird ein gescheiter Ungang mit unseren Resourcen gesucht. Ich hoffe die Verwaltung nimmt sich dieses Engagement aus der Bevölkerung zu Herzen und sucht auch bei den vielen anderen Rückbau Kandidaten nach deren sinnvoller Erhaltung. Heinrich Blumer, ehem Mitarbeiter von Architekt E. Müller
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