Frauenanteil (%) in Fachpreisgerichten und Anzahl durchgeführter Verfahren nach Kantonen (2014–18) Fotos: hochparterre.wettbewerbe

Nur 24% Frauen in Fachpreisgerichten

«Datenkrake» heisst die neue Rubrik im hochparterre.wettbewerbe. In Zusammenarbeit mit konkurado.ch haben in 997 Wettbewerbsverfahren nachgeschaut, wie hoch der Frauenanteil in den Fachpreisgerichten ist.

hochparterre.wettbewerbe hat eine neue Rubrik. «Datenkrake» heisst sie und entsteht in Zusammenarbeit mit konkurado.ch. Wir stellen Fragen zum Wettbewerbswesen und beantworten sie statistisch mit der Datenbank der Stiftung Forschung Planungswettbewerbe. In der ersten «Datenkrake» im soeben erschienen hochparterre.wettbewerbe 5/2018 haben wir in 997 Wettbewerbsverfahren der letzten fünf Jahre nachgeschaut, wie hoch der Frauenanteil in den Fachpreisgerichten ist und haben nebenbei die begehrtesten Fachpreisrichterinnen gefunden. Nach unserem Gefühl ist es um den Frauenanteil in den Wettbewerbsjurys nicht gut bestellt. Also wollten wir es genau wissen:  hochparterre.wettbewerbe hat die Fragen gestellt, konkurado.ch hat uns die Zahlen geliefert.

Die Frauenquote in den Fachgremien der Projektwettbewerbe und Studienaufträge liegt im Kanton Zürich mit 29,9 % über dem Schweizer Durchschnitt von 24,1 %. Das ist erfreulich, weil dort mit 190 Wettbewerben mit Abstand am meisten Verfahren stattfanden. Einen höheren Prozentsatz, aber immer noch unter 40 %, erreichen nur die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Jura, Schaffhausen und Neuenburg – mit nur zwei bis sechs erfassten Verfahren könnte man diese Zahlen aber auch als statistisch nicht signifikant werten. Erschreckend weit zurück liegen die Kantone Aargau und Thurgau, wo bei der hohen Zahl von 69 und 50 Verfahren bloss 18 % und 17,5 % Frauen mitentscheiden. Gibt es zu wenig kompetente Frauen?

An der Spitze der begehrtesten Fachpreisrichterinnen stehen zwei Landschaftsarchitektinnen: Rita Illien und Marie-Noëlle Adolph. Als Lausannes Stadtarchitektin beurteilte Nicole Christe von Amtes wegen 18 Projekte, während Lisa Ehrensperger die Liste der praktizierenden Architektinnen mit 15 Jurierungen anführt.

Diese Frauen sitzen am häufigsten in der Fachjury
(Anzahl Einsitze 2014–18
)
1. Rita Illien, Landschaftsarchitektin (26)
2. Marie-Noëlle Adolph, Landschaftsarchitektin (21)
3. Nicole Christe, Stadtarchitektin Lausanne (18)
4. Lisa Ehrensperger, Architektin (15)
    Anne-Catherine Javet, Architektin (15)
    Jacqueline Pittet, Architektin (15)
5. Astrid Staufer, Architektin (14)
6. Sibylle Aubort Raderschall, Landschaftsarchitektin (11)
    Anita Emele, Stadt Zürich (11)
    Corinna Menn, Architektin (11)
7. Elisabeth Boesch, Architektin (10)
    Geneviève Bonnard, Architektin (10)
    Pascale Guignard, Architektin (10)
    Sabina Hubacher, Architektin (10)
    Bettina Neumann, Architektin (10)
    Anne Marie Wagner, Architektin (10)
    Robin Winogrond, Landschaftsarchitektin (10)
8. Tina Arndt, Architektin (9)
    Stéphanie Bender, Architektin (9)
    Marie-Claude Bétrix, Architektin (9)
    Astrid Dettling-Peleraux, Architektin (9)
    Ursina Fausch, Architektin (9)
    Barbara Holzer, Architektin (9)
    Marilene Holzhauser, ERR Raumplaner (9)
    Monika Jauch-Stolz, Architektin (9)
    Anne Kaestle, Architektin (9)
    Gabriela Mazza, Architektin (9)
    Ursula Müller, Stadt Zürich (9)
    Heidi Stoffel, Architektin (9)
    Christina Zoumboulakis, Architektin (9)

 

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Kommentare

Ivo Bösch 29.12.2018 13:49
Liebe Susanne, Vielen Dank für Deine wertvollen Hinweise. Genau auf diese gläserne Decke wollen wir mit unserem kurzen Artikel im hochparterre.wettbewerbe 5/2018 aufmerksam machen. Es soll ein Aufruf sein, damit sich Jurymitglieder, Wettbwerbsorganisatoren und Auslober die Frage nach angemessener Frauenvertretung früh stellen.
Susanne Gysi 21.12.2018 20:57
Als altgediente Expertin/Sachjurorin kann ich die gläserne Decke benennen. Sie bremst auf mehreren Ebenen zukunftsfähige Entwicklungen. Fachjurorinnen könnten auch erfahrene Projektleiterinnen sein. Als Sachjurorinnen könnten Frauen als "Bestellerinnen" angemessen vertreten sein, nicht nur als Amtsvertreterinnen und Expertinnen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Rolle der Wettbewerbsausscbreiberinnen und Organisator/innen. Wer stellt die gender- und generationen-relevanten Fragen? "Fachfrauen - hmm- ist das nötig? kenne keine"; "Junge Büros - zu risikobehaftet"
Ivo Bösch 20.12.2018 10:46
Lieber Peter Ja, ich teile Deine Einschätzung. Und höchstwahrscheinlich sind die Frauen in den Fachjuries sogar «übervertreten» im Vergleich zu den Büroinhaberinnen. Deswegen sind vermutlich auch einzelne freie Architektinnen so häufig in Fachgremien: es gibt halt (noch) nicht allzu viele...
Peter C. Jakob 19.12.2018 15:07
tatsächlich sind die frauen in der fachjury stets deutlich untervertreten. das ist nicht gut und entspricht natürlich nicht unserm selbstverständnis von gleichberechtigung. eine betrachtung: in der fachjury sind üblicherweise inhaberinnen und inhaber von architektur- und landschaftsarchitekturbüros vertreten, sofern es sich nicht um amtsvertretungen der auslober handelt. interessant wäre nun, den frauenanteil in den innahber- und innhaberinnengeführten büros zu kennen. gibt es eine statistik hierfür? eine vermutung: die untervertretung der frauen beginnt hier.
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