Magere Ausbeute

Zweiter Wettbewerb für den Campus Platztor der Universität St. Gallen: Zwischen städtebaulichen Zwängen und widersprüchlichen Vorgaben gewinnt ein Entwurf, der alles richtig macht, aber nicht begeistert.

Fotos: Graber Pulver (Visualisierung)

Zweiter Wettbewerb für den Campus Platztor der Universität St. Gallen: Zwischen städtebaulichen Zwängen und widersprüchlichen Vorgaben gewinnt ein Entwurf, der alles richtig macht, aber nicht begeistert.

Wahrscheinlich haben wir nur zu viel erwartet. Ein zweiter Wettbewerb am gleichen Ort mit fast gleichem Programm, eine prominente Jury und 16 selektionierte Teams – alle Zutaten standen für ein Spitzenprojekt bereit. Doch das Resultat des neuen Wettbewerbs löst keine Begeisterungsstürme aus. Auch wenn die Universität und das Hochbauamt das Raumprogramm nach einem intensiven partizipativen Prozess – man könnte auch sagen, nach einer Gruppentherapie – für den Neustart noch verkleinerten, blieb das Platzproblem bestehen. Schon im ersten, 2019 ausgeschriebenen Wettbewerb, damals noch ein offener Projektwettbewerb, verlangte der Kanton zu viel Programm für den Ort. Damit waren nur wenige städtebauliche Varianten möglich. Es war ein Abfüllen. Man sieht es auch heute den neuen Gipsmodellen an: Kein abgegebenes Projekt konnte sich befriedigend auf die Parzelle zwischen Altstadt, Villen am Rosenberg und Museumsquartier einpassen. Diejenigen Projekte, die es fast schafften, sparten zu fest an der Zirkulationsfläche, am Verhältnis zwischen Geschossfläche zu Nutzfläche, das mit «2,00» im Programm für den oberirdischen Teil des Gebäudes vorgegeben war. Am liebsten würde man alle neuen Volumen auf den Gipsmodellen hinunterskalieren. Lösbare Widersprüche? Auch ein zweites Problem liess sich mit dem neuen Wettbewerb nicht lösen. Die Universität wünscht sich ein ikonografisches Projekt, etwas, das repräsentiert. Und sie verlangt nach einem Bau, der möglichst flexibel nutzbar ist, weil sie heute nicht festlegen kann, wie viel im neuen Haus geforscht und wie viel gelehrt wird. Die Fachjurys der beiden Wettbewerbe sahen aber ihre Aufgabe darin – ganz der Allgemeinheit verpflichtet –, einen neuen Klotz auszuwählen, der möglichst stadtverträglich ist, also eher aus kleinteiligen Volumen besteht oder sich einpasst. Ein Widerspruch zum gewünschten flexiblen Prestigeobje...

E-Mail angeben und weiterlesen:

Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse und wir geben Ihnen unseren Inhalt! Wir möchten Ihnen gerne Zugriff gewähren, obwohl dieser Beitrag Teil unseres Abos ist.