Aussenperspektive Kindergarten

Wie ein riesiges Zelt

Das junge Architekturbüro Beer+Merz aus Basel gewinnt den Wettbewerb für die Erweiterung der Schulanlage in Sulgen. Neben der «feinfühlig auf den Bestand abgestimmten Schulhauserweiterung» lobt die Jury insbesondere die stimmige Architektur des Kindergartens.

Die Schulanlage Oberdorf in Sulgen (TG) soll um einen Doppelkindergarten erweitert werden. Zusätzlich war ein Vorschlag für eine mögliche Erweiterung der Schulanlage um acht Klassenzimmern gefordert. Die Jury prämierte das Projekt des jungen Architekturbüro Beer+Merz aus Basel. Neben der «feinfühlig auf den Bestand abgestimmten Schulhauserweiterung» lobt sie insbesondere die stimmige Architektur des Kindergartens, der sich «wie ein riesiges Zelt» unter einen geschützten Baum ducke. Anja Beer und David Merz beantworten unsere drei Fragen.

Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Wir wollten einen Doppelkindergarten mit einer einfachen inneren Raumlogik und ebenerdigem Aussenraumbezug für beide Gruppen entwickeln. Weil wir die über 100-jährige Purpurbuche erhalten wollten und dadurch ein grosser Teil des Projektperimeters besetzt war, mussten wir zuerst ein schlüssiges Erweiterungskonzept für das bestehende Schulhaus nachweisen. Somit ist nicht in erster Linie der Doppelkindergarten mit der zweiseitigen Erschliessung die Erfindung, sondern eher das Um- und Weiterbauen des Bestandes in sinnvollen Etappen.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Durch die Klärung der inneren Raumstrukturen im unteren Primarschulhaus wird der zusätzliche Raumbedarf weitgehend gedeckt. Das Gebäude wird deshalb nur im westlichen Bereich an der Hangkante und mit einem zusätzlichen Geschoss erweitert. Mit der frontalen Ausrichtung des Haupteingangs zum Pausenplatz wird die Lesbarkeit der Schulanlage und die Beziehung der Volumen zueinander geklärt. Der Kindergarten ordnet sich den bestehenden Bauten unter und tritt in direkte Beziehung zur prägenden Buche. Somit kann die bereits heute gut funktionierende Zonierung der Aussenräume zwischen Primarschule und Kindergarten weitgehend erhalten bleiben.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Das bestehende Schulhaus aus den 1960er Jahren hat über drei Geschosse eine einseitig orientierte Klassenzimmerschicht. Diese ist heute vorwiegend durch Kleinräume belegt. Es galt einen Weg zu finden, diese kleinen Räume auszulagern, damit dort wieder mehr Schulzimmer angeordnet werden können. Die Verlagerung der Administration in die nordwestseitige Erweiterung schafft Raum für zwei neue Klassenzimmer mit Gruppenräumen. Das Erhalten der Purpurbuche war für die Setzung und die Grundrissorganisation des eingeschossigen Kindergartens eine grosse Herausforderung.

Erweiterung Schulanlage Oberdorf, Sulgen
Projektwettbewerb mit Präqualifikation für die Primarschulgemeinde Sulgen
Fachjury: Peter Joos, Silvia Kopp, Paul Rutishauser, Andreas Kern
– 1. Rang: Beer+Merz Architekten, Basel
– 2. Rang: ARGE Müller Mantel Architekten / Dario Wohler Architekt, Zürich
– 3. Rang: jessenvollenweider architektur, Basel

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