Situationsmodell

Wechselspiel von Alt und Neu

Mit dem Einbezug prägender Bauten gewinnt das junge Zürcher Büro Camponovo Baumgartner Architekten den Wettbewerb für die Arealentwicklung «Suttergut Nord» in Burgdorf.

Für Burgdorf, so Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch, sei die Entwicklung des Sutterguts «eine Riesenchance». Gut erschlossen in unmittelbarer Bahnhofsnähe gelegen, gehört das ehemalige Industrieareal der Maschinenfabrik Aebi zum sogenannten «Entwicklungsschwerpunkt» (ESP) Bahnhof Burgdorf. Eine «urbane Überbauung mit hoher Dichte» auf dem Suttergut soll das im Entstehen begriffene Zentrum rund um den Bahnhof stärken und dem gesamten Quartier neues Leben einhauchen. Aus den fünf eingeladenen Teilnehmern kürte die Jury das Projekt von Camponovo Baumgartner Architekten zum Sieger.

Neben der «robusten städtebaulichen und architektonischen Qualität» hob das Preisgericht im Besonderen die Auseinandersetzung mit der gewachsenen Baustruktur hervor. Zurecht: denn als einziges Team erhalten Camponovo und Baumgartner die grosse «Aebihalle» aus dem Jahr 1952 und bieten eine Lösung, wie der charakteristische Industriebau für Wohnungen und Dienstleistungen neu genutzt werden kann. Es ist das ins Auge springende Beispiel für die grundsätzliche Haltung, mit der sich die Architekten der Aufgabe näherten. «Die Stärke des Projekts liegt im im Einbezug der bestehenden Strukturen und im Wechselspiel alter und neuer Bauten», schreibt die Jury. Der Vorschlag zeige auf, dass der Einbezug der prägenden bestehenden Gebäudevolumen möglich sei und dadurch eine hohe Siedlungs- und Aussenraumqualität entstehen könne. Die Architekten betonen ihrerseits die drei verschiedenen Arealteile, die sich je unterschiedlich am Bestand auf dem Areal und in der Nachbarschaft orientieren. Daraus ergibt sich ein vielfältiger Aussenraum, der sich mühelos mit dem Kontext verwebt und durchlässig bleibt.

Kritisch vermerkt die Jury die «etwas zufällig» wirkende Ausgestaltung der neuen Bauvolumen, hält aber im gleichem Atemzug fest, dass diese «architektonische Vielfalt» auch Teil des städtebaulichen Prinzips sei. Zweifellos wird das Wechselspiel von Alt und Neu der Identität des neuen Sutterguts  zugute kommen. Und die Aebihalle spielt dabei eine entscheidende Rolle. Bleibt zu hoffen, dass auch der Investor, der eigentlich mit einem Ersatzneubau gerechnet hatte, sich vom Vorschlag überzeugen lässt.

Arealentwicklung „Suttergut Nord“, Burgdorf
Selektiver, nicht-anonymer Studienauftrag für die Interessengemeinschaft Suttergut Nord
Fachjury: Jakob Steib, Anna Suter, Kurt Schenk, Toni Weber
– 1. Rang: Camponovo Baumgartner Architekten, Zürich
Weitere Teilnehmer:
– ARGE Atelier G+S Architekten, Burgdorf mit Bürgi Schärer Architekten und Planer, Bern
– Holzer Kobler Architekturen, Zürich
– Pfister Schiess Tropeano & Partner Architekten, Zürich
– ARGE Rykart Architekten, Bern mit Werkidee Architekten, Burgdorf

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