Querschnitt

Vornehme Zurückhaltung in alten Gemäuern

Edelmann Krell gewinnen den Wettbewerb für den Umbau des Museum Altes Zeughaus in Solothurn. Die Jury spricht von einem «feinfühlig durchgestalteten Projekt», das die starke Identität des Altbaus nicht beeinträchtige, sondern mittrage.

Seit 400 Jahren steht an attraktiver Lage in der geschützten Altstadt Solothurns das Alte Zeughaus. Es ist das einzige Zeughaus der Schweiz, das trotz Umnutzung zu einem Museum den ursprünglichen typischen Zeughaus-Charakter bewahrt hat. Die bisher zurückhaltende Erneuerung hat die Kraft des Ortes und den Reiz des Gebäudes bewahrt, hat aber auch Nachteile für einen zeitgemässen Museumsbetrieb zur Folge. Die Haustechnik ist ungenügend, die klimatischen Verhältnisse ungünstig, eine einladende Eingangssituation mit Windfang fehlt. Das Wettbewerbsprogramm umfasste den Umbau und die Sanierung des Museum Altes Zeughaus sowie für die Realisierung einer neuen permanenten Ausstellung darin. Die Gestaltung der Ausstellungen des Museums erfolgt in einem separaten Planungsprozess. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Soweit die Lösung der Aufgabe dies erforderte, waren vom Gebäudeäusseren die Nordseite für allfällige Massnahmen zur behindertengerechten und brandschutzkonformen Vertikalerschliessung und zum Warenumschlag sowie alle Öffnungen exklusive Steinleibungen veränderbar.

Das Projekt Valjoux der siegreichen Architekten Edelmann und Krell aus Zürich gehört zu den Projekten, welche die baulichen Massnahmen zur Erfüllung der brandschutztechnischen und behindertenfreundlichen Erschliessung in das Innere des Gebäudes gelegt haben. Das äussere Erscheinungsbild bleibt somit bis auf den Fluchtwegeausgang an der Ostfassade positiv unverändert, urteilt das Preisgericht. Der Zugang erfolgt im Erdgeschoss über den heute bereits bestehenden Eingang, dem ein kleiner Windfang nachgeschaltet wird. Besonders positiv wertet die Jury hier die Lage und die differenzierte Gestalt des kompakten und auf die bestehende prägnante Treppe Bezug nehmenden Erschliessungskerns, der Treppenhaus und Liftanlage vereint und dadurch ein hohes Mass an frei bespielbarer Ausstellungsfläche ermöglicht.

Durch die reduzierten flankierenden Einbauten für Kasse, Café und Shop werde die beeindruckend archaische Sprache des Kulturdenkmals unmittelbar beim Betreten des Hauses wirksam und eine direkte Konfrontation mit den ausgestellten Exponaten ermöglicht, so die Jury. Die gleiche gestalterische Strategie werde eindrücklich in den beiden darüber liegenden Ausstellungsgeschossen verfolgt, in denen einzig der Treppen-/Liftkern als Pendant zur bestehenden Treppe eine Zonierung des Raumes vornimmt. Die Erschliessung des Mehrzweckbereichs erfolgt unabhängig vom Museumsbetrieb über einen separaten Zugang auf der Nordfassade und sei geschickt und unauffällig in den neuen Treppenkern eingebunden. Der Einbau des nicht öffentlichen Backstagebereichs im 4. und 5. Obergeschoss erfolge selbstverständlich und in der Anordnung zweckmässig.

In der Gesamterscheinung überzeuge das Projekt Valjoux durch eine Formensprache, welche die starke Identität und Kraft des Gebäudes nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr respektiert und mitträgt, urteilt das Preisgericht. Durch die geschickte Anordnung des Erschliessungskerns über alle Geschosse werde auf verblüffend einfache, aber gestalterisch bestechende Weise eine Lösung für die Fluchtwegeproblematik, die hindernisfreie und unabhängige Erschliessung des 3. Obergschosses und die unterschiedlichen Geschosshöhen angeboten. Für die Gestaltung der Ausstellung und den Betrieb bewahre das feinfühlig durchgestaltete Projekt ein grösstmögliches Mass an Flexibilität.

Umbau und Sanierung Museum Altes Zeughaus, Solothurn

Anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren mit zehn Planerteams für den Kanton Solothurn.
– 1. Rang: Edelmann Krell Architekten, Zürich
– 2. Rang (Ankauf): ARGE Kaden Architekten und Pascal Flammer, Zürich
– 3. Rang: Voellmy Schmidlin Architekten, Zürich
– 4. Rang: ARGE Kury Stähelin Architekten, Delémont und IPAS Architekten, Neuchâtel
– 5. Rang: Fiechter Salzmann Architekten, Zürich
– Weitere Teilnehmer: Degelo Architekten, Basel; Graf Stampfli Jenny Architekten, Solothurn; Bosshard Vaquer Archtiekten, Zürich; Max Dudler Architekten, Zürich; Fischer Visini Architekten, Zürich

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Kommentare

Gartmann Patrick 20.12.2011 14:34
Aus konstruktiver, denkmalpflegerischer Sicht wird das gesamte historische Holztragwerk zerstört. Durch übertriebene Anforderungen an zukünftige Nutzlasten wird die intakte Holzkonstruktion durch irreversible Eingriffe wie Aufdoppelungen und Bohrungen wertlos. Eine 400-jährige Holzkonstruktion, mit dem typischen, ursprünglichen Zeughaus-Charakter kann bei sinnvollen Nutzungen für weitere Jahre ohne Eingriffe erhalten bleiben. Durch die unsensiblen Eingriffe geht die Kraft des Ortes und der Reiz des Gebäudes verloren. Die Denkmalpflege hat versagt. Ich denke, über dieses Thema sollte diskutiert werden.
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