Das Siegerprojekt Fotos: camponovo baumgartner

Villa statt Schule

Das junge Büro Camponovo Baumgartner Architekten gewinnt den offenen Wettbewerb für ein Betreuungsgebäude auf dem Schulareal Aemtler in Zürich. Luca Camponovo beantwortet unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Luca Camponovo: Der Neubau präsentiert sich nicht als ein Schulhausbau, sondern sucht die typologische Annäherung an die Stadtvilla. Er soll der Tatsache Rechnung tragen, dass die Kinder dort nicht nur ihre schulische Zeit verbringen, sondern auch ihre Freizeit. Aus diesem Grund suchten wir eine Typologie, die ergänzend zur Schulnutzung steht. Das Haus weist im Innern drei voneinander getrennte Bereiche vor, die als kleinere Einheiten die «Villa» unterteilen und untereinander Sichtbezüge pflegen. Wir haben ein architektonisches Vokabular erarbeitet, das die vorgegebene, strenge Klassenzimmerstruktur auflockert. Erker, verschiedene Raumdimensionen in Tiefe und Raumhöhe, Attikageschoss und zusammenlegbare Zimmer, bringen neue Qualitäten in die Typologie der Kinderbetreuung.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?

Das Projekt schafft einen neuen Zugang zur Schulanlage, indem es mit dem Gull-Bau eine Nähe eingeht, die als Tor zum Schulhof gelesen wird. Gleichzeitig wird die Rotachstrasse als Sichtachse durch die Aemtleranlage weitergeführt, wo sie ihre Anknüpfung am Friedhof Sihlfeld findet. Der Punktbau vermittelt an seiner Stelle zwischen der Bebauung der Bertastrasse, und dem Schulbau. Durch seine Lage an der Schnittstelle von Strassenraum, Parkanlage und Schulhof profitiert er von verschiedenen Aussenraumqualitäten und Sichtbezügen. Die geforderten Aussenflächen werden durch den Bau klar zoniert; der Kindergartenaussenraum befindet sich etwas abgekehrt und geschützt vom Schulhof an der Bertastrasse auf der Südseite des Gebäudes. Der Aussenraum Betreuung und das Sportfeld können, nahe am Gebäude, auf der Parkseite angeordnet werden. Der bestehende Schulhof wird mit dem Neubau ergänzt und erhält eine zusätzliche Adresse.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?

Die Schwierigkeit lag darin, mit einem vergleichsweise kleinen Volumen das Gustav–Gull–Ensemble zu ergänzen. Einerseits gab es den Wunsch von der Schule, möglichst viel Nutzung im Erdgeschoss zu platzieren. Andererseits war nach Modellstudien für uns klar, dass wir städtebaulich ein präsentes Volumen favorisieren, das spürbar einen Dialog mit den Gull-Bauten eingeht. Somit galt es, die richtige Geschosszahl auszuloten und gleichzeitig die inneren Wege in den Aussenraum für die Kinder kurz zu halten.

Betreuungsgebäude Aemtler, Zürich

Projektwettbewerb im offenen Verfahren mit 70 Teilnehmern für die Stadt Zürich

1. Rang

camponovo baumgartner architekten, Zürich; Mitarbeit: Luca Camponovo, Marianne Julia Baumgartner, Boris Buzek; Haag Landschaftsarchitektur, Zürich; Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich

2. Rang

Isabel Gutzwiler, Zürich

3. Rang

Zita Cotti Architekten, Zürich

4. Rang

Wülser Bechtel Architekten, Zürich

5. Rang

Justies Rünzi Architekten, Zürich

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