Aussenbild

Traum in Weiss

Nach Beijing und Addis Abeba ist auch der Wettbewerb für die Schweizer Botschaft in Singapur entschieden. Berrel Berrel Kräutler überzeugen die Jury mit Leichtfüssigkeit, Effizienz und Präzision.

 

Als erstes fällt die Visualisierung auf. Ungewohnt, so weiss. Und so modern, irgendwie.

Die international anmutende Architektursprache hat ihren Grund. Nicht nur handelt es sich um ein Gebäude im tropischen Klima des globalen Finanzplatzes Singapur, auch ist das Ganze kein Neubau, sondern eine Sanierung und Erweiterung des bestehenden Kanzleigebäudes: ein ganz in Weiss gehaltener, quadratischer Pavillon, dessen formale und funktionale Integrität einzig von dem aus der südöstlichen Ecke herausgeschnittenem Eingangsbereich verletzt wird. Dieser Meinung jedenfalls waren Berrel Berrel Kräutler, die folgerichtig die fehlende Ecke vervollständigten und den Eingang neu interpretierten. Statt Subtraktion nun Addition: Ein auf einer einzelnen Wand aufliegendes Vordach spinnt in ihrem Entwurf den Pavillongedanken weiter, knickt sich zum Zufahrtsweg hin nach oben und heisst den Besucher willkommen.  

Berrel Berrel Kräutler, die sich bereits am letztjährigen Wettbewerb für die Schweizerische Botschaft in Beijing beteiligt hatten und dort den zweiten Rang belegten (gewonnen haben Brauen Wälchli Architectes), ernten dieses Mal das fast uneingeschränkte Lob der Jury: Hervorgehoben werden die «Leichtfüssigkeit, Effizienz und Präzision», mit welcher der Vorschlag das bestehende Gebäude zu einem schlüssigen neuen Ganzen weiterentwickle. Als «smart und gleichzeitig ausdrucksstark» charakterisiert die Jury das neue Dach, das die Kanzlei um zwei wichtige öffentliche Räume erweitere: «Zur Strassenseite entsteht ein grosszügiger gedeckter Aussenraum, an welchem alle drei neuen Zugänge angeordnet sind und die verschiedenen Besucher- und Personal-Ströme getrennt werden. Zur Gartenseite entsteht zudem ein Raum für ein grosses neues Sitzungszimmer im Garten, welches intern gut angebunden ist, aber auch sehr vielfältig als eigenständige Funktionseinheit benutzt werden kann.»

Innenbild

Es ist dann allerdings ausgerechnet «die Weiss in Weiss gehaltene Fassade», die das Beurteilungsgremium nicht restlos überzeugen konnte. Der sehr hohe Abstraktionsgrad stehe in einem gewissen Konflikt mit der ausserordentlichen Beanspruchung der Bauteile in tropischen Klimazonen, meinten die Juroren, weshalb den Architekten eine herausfordernde weitere Arbeit in Sachen Materialisierung und Detaillierung des Vordachs bevorstehe.

Wie dem auch sei, fügen wir an dieser Stelle gerne ein Lob an den Auslober an: Entgegen dem beunruhigenden Trend zu immer mehr selektiven Verfahren, führte das Bundesamt für Bauten und Logistik alle drei Wettbewerbe für die Botschaften in Singapur, Beijing und Addis Abeba als Offene Wettbewerbe durch. Bravo! Der bereits im Dezember 2018 entschiedene Wettbewerb für die Schweizerische Bostschaft in Addis Abeba brachte denn auch ein Nachwuchsteam als Sieger hervor: Mit einer Botschaft, die «weniger ein Haus der klassischen Repräsentation, als viel eher ein lichter, stimmungsvoller und optimistischer Ort der Begegnung und des Austausches» ist, sicherte sich die Arbeitsgemeinschaft von Bühler Hartmann und Leibundgut Architekten den 1. Rang. 

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