Rettet den offenen Wettbewerb!

Der offene Wettbewerb ist vom Aussterben bedroht. Obwohl er das bewährteste, fairste und günstigste Verfahren ist, verschwindet er. Dagegen kämpfen wir.

Der offene Wettbewerb ist vom Aussterben bedroht. Obwohl er das bewährteste, fairste und günstigste Verfahren ist, verschwindet er. Dagegen kämpfen wir.

Als die Gemeinde St. Margrethen im Januar letzten Jahres nach mehreren Wochen ohne neue offene Wettbewerbe einen solchen ausschrieb, mussten Verkehrspolizisten ein grösseres Chaos verhindern. Auf einem überfüllten Parkplatz installierte man eine Lautsprecheranlage, um die sich mehrere hundert Architektinnen und Architekten scharten. Einige kletterten auf das nahe Flachdach, um einen besseren Blick zu bekommen. Die Gipsmodelle, die man den Teilnehmenden abgab, füllten einen ganzen Lastwagen – es waren dennoch zu wenige da. Ein Jahr später: Die Stadt St. Gallen erwartet für ihren neuen Dreifachkindergarten an der Iddastrasse sogar 200 Projekteingaben – ein neuer Rekord. «Es droht uns der Wettbewerbsinfarkt», fasst Stadtbaumeister Hansueli Rechsteiner zusammen. Es lässt sich nicht wegdiskutieren: Die Bauwilligen, die noch offene Wettbewerbe durchführen, werden überrannt. 2013 gab es 86 offene Wettbewerbe. Die Zahl ist kontinuierlich gesunken und hat sich bei etwa 50 eingependelt. Dabei hat nicht die Gesamtzahl der Wettbewerbe abgenommen, vielmehr hat der Anteil jener mit Präqualifikation deutlich zugenommen: Waren es 2013 noch 108 selektive Verfahren, zählen wir heute ein Drittel mehr. Seit 1877 Es ist seltsam, den offenen Wettbewerb überhaupt verteidigen zu müssen. Denn der ‹Projektwettbewerb im offenen Verfahren›, wie er fachlich korrekt heisst, hat fast nur Vorteile für Auftraggeber und Architekturbüros: Er garantiert Chancengleichheit, ist schlank und anonym, darum auch fair. Er bewährt sich seit 1877, bleibt meistens von Rekursen verschont und fördert den Nachwuchs inklusive Forschung und Training für die Architekturszene. Er bietet grösstmögliche Auswahl, einen freien Zugang zum Markt und immer wieder Überraschungen. Kurz: Er ist Baukultur. Trotzdem meiden ihn viele Bauämter, denn sie scheuen den Aufwand oder fürchten, ein Projekt aufgeschwatzt zu b...

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