Visualisierung des Siegerprojekt von Bollhalder Eberle Architektur (maars architektur visualisierungen)

Reihe schafft Raum

Der Wettbewerb für die künftig grösste Schulanlage der Stadt Zürich ist entschieden: Aus dem offenen Verfahren gehen Bollhalder Eberle Architektur mit vetschpartner Landschaftsarchitekten als Sieger hervor.

«Saatlen wird zukünftig die grösste Zürcher Schulanlage sein», wird Hochbauvorsteher André Odermatt in der heute veröffentlichten Medienmitteilung zitiert. «Umso wichtiger, dass sie sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für das Quartier ein Gewinn ist und dem Ort eine neue Identität gibt». Auf das Resultat des offen ausgeschriebenen Wettbewerbs hat man lange warten müssen: Erst wurde wegen des ersten Corona-Lockdowns der Abgabetermin verschoben, dann ging es nach einer ersten Jurierung im Juli 2020 für drei Teams in eine mehrmonatige anonyme Überarbeitungsphase. Heute nun wurde das Siegerteam bekannt gegeben: Der erste Rang geht an das Projekt von Bollhalder Eberle Architektur aus Zürich, vetschpartner Landschaftsarchitekten aus Zürich und Borgogno Eggenberger und Partner Bauingenieure aus St. Gallen. Bollhalder Eberle konnten bereits den Schulhauswettbewerb an der Thurgauerstrasse in Zürich-Oerlikon für sich entscheiden (lesen Sie dazu unsere Berichterstattung und den Kommentar von Volker Bienert in Hochparterre Wettbewerbe 1/2018).

Die neue Schulanlage in Zürich-Schwamendingen bietet Platz für die Kindergarten-, Primar- und Sekundarstufe sowie für eine Schule für Kinder und Jugendliche mit Körper- und Mehrfachbehinderung. Zusätzlich gibt es Räume für die Musikschule und den Tagesschulbetrieb, eine Schulschwimmanlage, eine Einfach- und eine Dreifachsporthalle sowie Sport- und Spielflächen im Aussenraum. Das Siegerprojekt sieht für dieses umfangreiche Raumprogramm drei unterschiedlich grosse schlichte Baukörper vor, die entlang der Tramstrasse aufgereiht sind. Dies ermöglicht eine grosse zusammenhängende Freifläche im Süden.

Situationsmodell (Fotografie: Susan Pop)

Die Medienmitteilung der Stadt Zürich legt grosses Gewicht auf ökologische Aspekte: «Die Baumreihen entlang der Durchgangswege, die vielen unversiegelten Freiflächen sowie die angedachte Fassadenbegrünung versprechen eine positive Auswirkung auf das Lokalklima», heisst es. Odermatt ergänzt: «Das Projekt passt mit seinen grosszügigen Freiflächen gut zum Gartenstadtcharakter von Schwamendingen. Davon profitiert das Quartier und gleichzeitig wird die Biodiversität gefördert». Auch bezüglich CO2-Bilanz verfüge der Entwurf dank der kompakten Baukörpern, der vorgeschlagenen Holzbauweise mit Holz-Beton-Verbunddecken und der extensiven Nutzung von Solarenergieüber gute Voraussetzungen.

Wie dem Jurybericht zu entnehmen ist, war man im Sommer ab den Resultaten erst einmal etwas enttäuscht: «Die Jury freute sich über ein breites Spektrum an sehr unterschiedlichen städtebaulichen Lösungsvorschlägen und Schulhaustypologien. Insgesamt überwog aber eine gewisse Enttäuschung, dass kein einziger der 50 Wettbewerbsbeiträge die Aufgabe überzeugend lösen konnte. Es mag sein, dass der Abgabezeitpunkt mitten im Lockdown der ersten Welle der Corona-Pandemie einige Teams in der Schlussphase behindert hat. Die Verlängerung der Bearbeitungszeit um 3 Wochen hat vermutlich nur wenig Abhilfe geschaffen.»

Der grosse Aufwand der Überarbeitung, so die Jury weiter, habe sich dann aber gelohnt: «Besonders hilfreich für den letztlich einstimmigen Schlussentscheid waren die Modelleinsätze für das Stadtmodell im Massstab 1:1000. Die Beurteilung in einem weiter gefassten Kontext hat die Jury überzeugt, dass eine Aufreihung der neuen Schulgebäude entlang der Tramstrasse städtebaulich eindeutig die beste Strategie darstellt. Die Schule markiert so mit einer klaren Adressierung Präsenz im Quartier und ermöglicht rückseitig einen wunderbar grossen, zusammenhängenden Freiraum, der vom Grünzug Saatlen bis hin zur Schörlistrasse reicht.»

Eine kritische Würdigung von Wettbewerb und Projekten lesen Sie im kommenden Hochparterre Wettbewerbe 1/2021

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Kommentare

Andreas Konrad 22.01.2021 00:33
Eben wurden die Gebäude der denkmalgeschützten, bestehenden Anlage mit grossem finanziellen Aufwand instandgesetzt. Der leicht verschrobene Heimatstil ist im kommunalen Inventar verzeichnet und setzt mit seinen fein gemachten Details schöne und filigrane Akzente. Der Neubau setzt meinetwegen in energetischer, aber mit Sicherheit nicht in gestalterischer Hinsicht ein Fanal. Zu technokratisch ist das Ganze geraten - bei den vielen nicht immer vernunftgeleiteten Auflagen auch kein Wunder. Hoffentlich bekümmt es dem Projekt jetzt in der Feinarbeit besser.
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