Visualisierung der Siedlung von der Strasse Fotos: Fabien Schwartz und Karin Gauch (Visualisierungen)

Polygonales Wohnen

Esch Sintzel Architekten gewinnen den Wettbewerb für eine Siedlung in Wädenswil. Philipp Esch beantwortet unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Eine Erfindung gibt es nicht. Aber uns hat das Projekt einen möglichen Ausweg gewiesen aus dem Unbehagen, das uns schon länger heimsucht: Die immer höher geschraubten Erwartungen an Energie-Effizienz und Wirtschaftlichkeit bringen im Wohnungsbau immer kompaktere, immer tiefere Baukörper hervor. Im städtebaulichen Kontext erweisen sich diese nur zu oft als inerte, passive Blöcke. Die grosse Gebäudetiefe führt ausserdem dazu, dass sich gerade kleine Wohnungen nur schlecht darin einrichten lassen, und die vielspännigen Erschliessungen bringen ungünstig orientierte Wohneinheiten hervor. Wir suchen immer wieder nach Wegen, bei aller Effizienz und Kompaktheit Baukörper so zu konzipieren, dass sie in den Siedlungsraum aktiv gliedernd (statt bloss passiv verdrängend) eingreifen – und gleichzeitig Innenräume mit reichlichem und reichhaltigem Aussenbezug hervorbringen. Dank der polygonalen, plastisch bewegten Gebäudeform scheint uns hier beides eingelöst.
 
Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Die Stadt Wädenswil breitet sich oberhalb des Zürichsees aus, an einem locker mit Ein- und Mehrfamilienhäusern bestandenen Westhang. Zur Seeseite hin geht der Blick in die Weite, von der Bergseite her kommt die Sonne. Der Bauplatz mitten drin wäre ortstypisch unspezifisch, gäbe es nicht einen Felssporn im Untergrund, der hier ein ebenes Plateau schafft und damit einen Ort, der prädestiniert ist für den gemeinschaftlichen Gebrauch. Um möglichst intensiv an den Standortqualitäten teilzuhaben – Aussicht, Ebene, Sonne – und um im «abstrakten» Raum der Landschaft «konkrete» Orte des Zusammenlebens zu fassen, greift der Baukörper weit aus, stösst hier vor und weicht dort zurück. So unsichtbar der Felssporn ist, so prägend ist er: Uns schwebte immer vor, dass das neue Haus selber eine Felsformation bildet, eine architektonische Überhöhung des geologischen Reliefs.
 
Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Im baurechtlichen Korsett der Regelbauweise und im Umgang mit der Tektonik des Baugrundes.

Siedlung «Fluhweg/Neudorfstrasse», Wädenswil

Projektwettbewerb auf Einladung mit acht Architekturteams für die Mieter-Baugenossenschaft Wädenswil
– 1. Rang: Esch Sintzel Architekten, Zürich
– 2. Rang: Guignard & Saner Architekten, Zürich
– 3. Rang: Dachtler Partner Architekten, Zürich

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