Nicht dazu verleitet, in die Höhe zu bauen
Thomas K. Keller und Anton & Ghiggi gewinnen den offenen Wettbewerb für das Hotel Park in Heiden. Thomas K. Keller beantwortet unsere drei Fragen.
Thomas K. Keller und Anton & Ghiggi gewinnen den offenen Wettbewerb für das Hotel Park in Heiden. Thomas K. Keller beantwortet unsere drei Fragen.
Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Thomas K. Keller: Neben den ortsbaulichen und erschliessungstechnischen Themen stand auch die Frage im Raum, in welcher Formensprache im touristisch als Biedermeier-Dorf vermarkteten Heiden ein neues Hotel errichtet werden soll. Bereits Otto Glaus baute beim benachbarten Kursaal auf seine ansonsten abstrakt erscheinende 1950er-Jahre-Architektur ein leicht geneigtes Walmdach auf. Unser Projekt giesst ein abgewandeltes Kassettierungsmuster der traditionellen Bürgerhäuser als Relief in eine Ortbeton-Fassade, die danach weiss gestrichen wird. Unser Hotel ist also nicht ein traditionelles Ausserrhoder Holzhaus, das wie ein Steinhaus aussehen will, sondern ein Steinhaus, das nun auf das Holz zurückreferiert. Die Internationalität des benachbarten Otto-Glaus-Baus wird aufgenommen, mit unserer Kurpark-Architektur aber wieder lokalisiert.
Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Das neue Hotel Park steht an der redimensionierten Seeallee und bildet mit dem Kursaal ein offenes bauliches Ensemble. Der Kurpark wird gegen Westen vergrössert und verbindet sich mit der Grünfläche beim Busparkplatz. Mit unseren Landschaftsarchitektinnen Carola Antón und Dominique Ghiggi entwickelten wir die Stellung des Baukörpers und entwarfen die Seeallee als eine unspektakuläre, aber stimmige Quartierstrasse, welche die Architekturen des Kurparks als Begegnungszone verbindet. Der Kurpark erhält mit der Neupositionierung des grossen Spielplatzes eine räumliche Grosszügigkeit, die durch ein neues Wegnetz noch unterstrichen wird. Das landschaftsarchitektonische Konzept erstreckt sich bis zum Kirchplatz und offeriert damit, wie im Programm gefordert, eine übergeordnete ortsbauliche Strategie.
Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Die Frage bestand darin, was ein Hotel im touristischen Umfeld von Heiden an dieser Stelle genau ausmachen soll. Wir haben uns, anders als viele Wettbewerbsteilnehmer, nicht dazu verleiten lassen, in die Höhe zu bauen. Für uns schien es nicht angemessen, für den Bodenseeblick aus der zweiten Reihe ein hohes Haus zu bauen. Das Hotel ist ein Ersatzbau für eine Zwei-Sterne-Pension, die mit der ersten Adresse des Ortes, dem Hotel Heiden, zusammen arbeitet. Nach etlichen Recherchen entschieden wir uns zur Haltung, dass ein Hotelkorridor eines Drei-Sterne-Hotels an diesem spezifischen Ort kein architektonische Ereignis ist. Wir schlagen einen vorfabrizierten, seriellen Rohbau vor, der mit einer Aussenschale in Ortbeton veredelt wird. Damit versuchen wir, zwischen den Ansprüchen des Ortes und dem harten touristischen Marktumfeld, von dem wir alle wissen, zu vermitteln.
Hotel Park und Seeallee Heiden
Projektwettbewerb im offenen Verfahren mit 100 Teilnehmern für die Gemeinde Heiden
1. Rang
Thomas K. Keller, St. Gallen / Zürich, mit anton & ghiggi landschaft architektur, Zürich
2. Rang
raumfindung architekten, Rapperswil, mit Andreas Geser Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Rang
Harry Gugger Studio, Basel
4. Rang
Armon Semadeni Architekten, Zürich
5. Rang
Manetsch Meyer Architekten, Zürich
6. Rang
Berrel Berrel Kräutler, Zürich