Lageplan der Alten Akademie

Intepretierende Rekonstruktionen

Die Alte Akademie von München soll umgebaut werden. Morger Partner Architekten gewinnen den Wettbewerb, Christ & Gantenbein belegen den zweiten Rang.

Die Alte Akademie von München war einmal Jesuitenkolleg, später Bayerische Staatsbibliothek, Bayerische Akademie der Wissenschaften und Ludwig Maximilians Universität. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben weite Teile der Anlage. Sie wurde teils originalgetreu, teils in Anlehnung an die historischen Strukturen wieder aufgebaut. In jüngerer Vergangenheit beherbergte das Ensemble so unterschiedliche Nutzungen wie das Kaufhaus Hettlage oder das Bayerische Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung. 2013 wurde die Liegenschaft im Erbbaurecht auf 65 Jahre an die österreichische Immobiliengruppe Signa vergeben. Der Münchner Stadtrat legte fest, dass es im historischen Gebäudekomplex eine Mischung aus Einzelhandel, Büros, Gastronomie und Wohnungen geben soll. 

Für den Umbau der «Traditionsimmobilie» (so der Jargon der Signa Holding) wurde ein internationaler Wettbewerb durchgeführt. Wie nun bekannt gegeben wurde, gehen die ersten beiden Ränge nach Basel: Christ & Gantenbein Architekten belegen den zweiten, Morger Partner Architekten (für die Süddeutsche Zeitung ein «Aussenseiter») den ersten Platz. 

«Die Verfasser verstehen sich nicht als Autoren, sondern als Interpreten des Gebäudeensembles», schreibt das Preisgericht zum Entwurf von Morger Partner Architekten. Mit minimalen Eingriffen und Adaptionen gelinge es, «den Geist der unterschiedlichen Historie der Gebäude hervorzuheben». Der Entwurf sieht vor, das ehemalige Hettlage-Gebäude, das Josef Wiedemann in den Fünfziger-Jahren erbaut hatte, hinter der denkmalgeschützten Fassade rückzubauen und zeitgemäss zu entwickeln. Beim historischen Kopfgebäude der Akademie schliessen die Architekten die Arkaden und ermöglichen im Innenraum eine grosse Verkaufsfläche; das Mittelportal an der Ostseite wird zu diesem Zweck «an ganz leicht versetzter Stelle wieder reaktiviert». Schliesslich öffnet sich der bislang geschlossene „Schmuckhof“ für die Öffentlichkeit, es sollen hier rund um den Hof Wohnungen und gastronomische Betriebe entstehen. 

Das Projekt von Morger Partner Architekten zeichne sich durch «die differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Epochen der einzelnen Gebäudeteile und deren architektonische Weiterentwicklung» aus, schreibt die Jury. Das sensible architektonische Gleichgewicht könne durch keine weitere Stilebene überlagert werden, ohne völlig aus den Fugen zu geraten; bei den wenigen notwendigen Eingriffe an den Fassaden handle es sich darum um «interpretierende Rekonstruktionen». Das «historisch bedeutsames Objekt im Herzen der Stadt», lässt sich Jury-Präsident David Chipperfield im gleichen Sinn zitieren, werde durch die «stimmige und sensible Formensprache des Schweizer Architekturbüros» aufgewertet und weiterentwickelt.

Alte Akademie, München

Internationaler, einstufiger Realisierungswettbewerb für die SIGNA Holding (Österreich)

– 1. Rang: Morger Partner Architekten, Basel, mit Maurus Schifferli, Landschaftsarchitekt, Bern

– 2. Rang: Christ & Gantenbein Architekten, Basel

– 3. Rang: Caruso St. John Architects, London

Weitere Teilnehmer:

– AFF Architekten, Berlin

– Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main

– Fink + Jocher, München

– Hild und K Architekten, München

– LRO Lederer Ragnarsdottir Oei, Stuttgart

– Ortner & Ortner Baukunst, Wien / Berlin / Köln

– Peter Kulka Architektur, Köln/Dresden

– staab Architekten, Berlin

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