Situationsmodell

Grosse Pläne im Appenzellerland

Die jungen Architekten Suter Traxler und Häni Joho gewinnen den Ideenwettbewerb für eine Wohnüberbauung im appenzellischen Speicher: Auftakt zu einem ungewöhnlichen Vorhaben.

Für eine kleine Ortschaft wie das appenzellische Speicher sind die Dimensionen ungewohnt: Auf einem 16'000 Quadratmeter grossen Areal, das die Gemeinde Anfang letzten Jahres erworben und umgezont hat, soll eine verdichtete Wohnüberbauung entstehen. Das mögliche Spektrum reicht dabei vom Einfamilienhaus bis zu Genossenschaftswohnungen. Erklärtes Ziel des Gemeinderats ist es, das Planungsgebiet der Spekulation zu entziehen und stattdessen erschwinglichen Wohnraum für Familien und kleine Haushalte zu erstellen. Dabei geht es nicht zuletzt um die Einwohnerzahlen: Denn nach Jahren des Zuwachses musste die Gemeinde 2013 ein Rückgang von 14 Personen verkraften. Wie gesagt: Die Dimensionen sind hier etwas ungewohnt.

Aus dem Ideenwettbewerb ist das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Suter Traxler Architekten und Häni Joho Architekten aus Zürich als Sieger hervorgegangen. Auf Stufe eines Ideenwettbewerbs sei das vorgestellte Konzept «ingesamt sehr befriedigend», stellt die Jury fest. Tatsächlich ist es dem prämierten Team wohl am besten gelungen, die Grösse der Überbauung mit dem Wunsch nach ortsbaulicher Einbindung unter einen Hut zu bringen. In drei leicht zueinander verdrehte Baureihen bringt das Projekt insgesamt 68 Wohneinheiten unter. Dazwischen liegen zwei grosszügige dreiecksförmige Aussenräume, die sich mit der landschaftlichen Umgebung verbinden. Giebeldächer und Grundrissversätze brechen die langgezogenen Volumen auf einen kleineren Massstab herunter. Die Jury erkennt darin «das Motiv der Häuserreihe aus der lokalen Bautradtion». Die vorgeschlagene Grossform erweise sich städtebaulich somit auf verschiedenen Ebenen sinnvoll.

Der Ideenwettbewerb ist also entschieden, und vielleicht könnte daraus ein wegweisendes Projekt für die bauliche Entwicklung ländlicher Gebiete werden. Allerdings ist vorderhand unklar, mit welchen finanziellen Mitteln die Überbauung realisiert werden soll. Sicher ist, dass die Gemeinde Speicher nicht selber als Bauherrin auftreten will. Stattdessen soll eine Wohnbaugenossenschaft das Projekt übernehmen, wenn möglich mit lokaler Trägerschaft. Wir wünschen dem ambitionierten Vorhaben viel Erfolg.

Arealentwicklung Unterdorf, Speicher
Offener einstufiger Ideenwettbewerb für die Gemeinde Speicher, AR
Fachjury: Bruno Bossart, Andreas Geser, Stephan Rausch, Meritxell Vaquer i Fernàndez
– 1. Rang: ARGE Suter Traxler Architekten und Häni Joho Architekten, Zürich
– 2. Rang: ARGE Brühlmann Loetscher Architektur & Stadtplanung, Zürich und Raum 404
– 3. Rang: ARGE Krayer & Smolenicky Architekten und Andreas Buschmann Architekt, Zürich
– 4. Rang: Häberli Heinzer Steiger Architekten, Winterthur
– 5. Rang: Mirlo Urbano Architekten, Zürich
– 6. Rang: Kummer / Schiess Architekten, Zürich
– 7. Rang: Niggli + Zbinden Architekten, St.Gallen

Ausstellung: 26.6. bis 10.7., Turnhalle Schulhaus Buchen, Speicher (Vernissage am 26. 6. um 19 Uhr)

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