Eine Baumreihe fasst den Platz ein. Fotos: Nightnurse Images, Zürich (Visualisierungen)

«Die Logik des Quartiers»

4d Landschaftsarchitekten gewinnen den Wettbewerb für die Neugestaltung des Neumarktplatzes in Biel. Christoph Schläppi beantwortet unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Christoph Schläppi: Die Frage nach einer Erfindung würde auf noch nie Dagewesenes zielen. Wir haben uns nicht für dergleichen interessiert, sondern vielmehr für die Einzigartigkeit des alten Neumarktplatzes, wie er zwischen Altstadt und Neustadt angelegt ist. Die Erfindung galt somit vorwiegend der Lektüre und Interpretation von etwas Vorhandenem. Aus den Notwendigkeiten des Projekts heraus haben wir natürlich Elemente wie die zu Gehwegen aufgeweiteten Randsteine, das Häuschen mit den Kragdächern oder die Verwendung der gelben Rosskastanie, des Trasstonbelags etc. erfunden, wenn man so sagen darf.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Wer keine Bezüge sucht, wird einen unauffälligen, einfachen Stadtplatz antreffen, wie er im 19. Jahrhundert hätte angelegt worden sein können. Wer will, darf das Projekt auch als Stadtreparatur, als Sammlung von Motiven oder als städtebauliche Typologie der Nachbarschaft betrachten. Doch eigentlich haben wir nach der städtebaulichen Logik des Quartiers geforscht und einen Schlüssel zu dieser Logik vorgeschlagen. Dabei sind wir nicht rekonstruierend, sondern synthetisierend vorgegangen – mit dem Ziel, räumliche Elemente und Elemente der Erinnerung weiträumig zu einem sinnerfüllten Ganzen zusammenzufügen.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Frei nach Luigi Snozzi in der strategischen Zerstörung ausgewählter vorhandener Elemente. So mussten wir uns beispielsweise dazu entschliessen, bestehende Bäume zu fällen, um wichtige Sichtverbindungen durch die Neumarktstrasse oder auf das Postgebäude freispielen zu können. Andererseits im Nebeneinander mehrerer Hauptverkehrsachsen, Quartierstrassen und einer Anlage für Flaneure und Erholungssuchende, das zu organisieren und zu klären war. Dann in der Wahl der angemessenen Bäume, Materialien und eines kleinen Gebäudes. Schliesslich in der Setzung, Dimensionierung und Feinabstimmung aller Elemente.

Neugestaltung Neumarktplatz

Offener Wettbewerb mit 69 Teilnehmern für die Einwohnergemeinde Biel.
– 1. Rang: 4d Landschaftsarchitekten, Bern, mit Christoph Schläppi, Architekturhistoriker, Bern, Kontextplan, Bern, Nightnurse Images, Zürich
– 2. Rang: Felix Held SPOOT, Malans
– 3. Rang: Bauchplan Landschaftsarchitektur – Urbanismus Baldauf, Otto, Okresek, München
– 4. Rang: Ernst Gerber Architekten + Planer, Bern
– 5. Rang: Guido Hager, Pascal Posset, Patrick Altermatt, Zürich
– 6. Rang: R + B Landschaftsarchitektur Jens Rossa und Sonja Rossa-Banthien, Dresden
– 7. Rang: BRYUM Michael Oser, Daniel Baur, Basel

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