Die Wiederholung des gleichen Fassadenelements prägt die Erscheinung des Zweckbaus.

«Die Ästhetik der Maschine»

Durisch + Nolli Architekten gewinnen den Wettbewerb für die Zollanlage in Martigny. «Wir mussten beim Entwerfen öfters an Le Corbusiers Konzept ‹Une maison est une machine à habiter› denken», erklären die Architekten Pia Durisch und Aldo Nolli.

Durisch + Nolli Architekten gewinnen den Wettbewerb für die Zollanlage in Martigny. Pia Durisch und Aldo Nolli beantworten unsere drei Fragen.

Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Wir mussten beim Entwerfen öfters an Le Corbusiers Konzept «Une maison est une machine à habiter» denken. In diesem Sinne war unser Entwurf von Anfang an auf eine Maximierung der Funktionalität, der Flexibilität, der Ökonomie der Mittel und der Nachhaltigkeit konzentriert. Die Ästhetik der Maschine – fein abgestimmt, kompakt, zweckerfüllend – hat uns zu diesem Zweckbau inspiriert. Auch an die konstruktive Intelligenz von Jean Prouvé mussten wir bei der Abstimmung der Konstruktion denken. Die Auslegung der Einstellhalle für die Fahrzeuge der Grenzwächter als Hangar auf Erdgeschossniveau macht ein extrem kompaktes Bauvolumen möglich. Diese typologische Auslegung erlaubt es, auf ein Untergeschoss und den entsprechenden Aushub zu verzichten. Der Bau ist so nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch nachhaltiger. Der sparsame Umgang mit dem Bauplatz lässt dem Werkhof für die Lastwagen viel Platz und Flexibilität. Die klare Trennung von Grenzwächtern und Zollabfertigung in einem einheitlichen, bilateralen Gebäude bedeutet ein Plus an Flexibilität und Nachhaltigkeit. Das Projekt wird mit einfachen Mitteln allen Ansprüchen der Bauherrschaft am besten gerecht.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Das Zollgebäude liegt in der Industriezone von Martigny, ein heterogen bebautes Gebiet. Das Gebäude ist so präzis gesetzt, dass es dank dem langen, einfachen Volumen den Ort gliedert und ordnet. Die bestehende Zollanlage kann so während dem ganzen Bau wie bisher betrieben werden. Die Positionierung entlang der Grundstücksgrenze lässt gegenüber anderen Lösungen den grössten Anteil des Grundstücks für die Nutzung als Zoll-Werkhof frei und bietet zukünftigen Entwicklungen eine grösstmögliche Freiheit. Die dreieckige Restfläche wird für den vom Baugesetz geforderten Grünanteil genutzt und erfüllt gleichzeitig zwei Zwecke: Sie verhilft dem unregelmässigen Werkhof-Perimeter zu einer präzisen, rechteckigen Grundform und dient als Rastfläche für die Lastwagenfahrer, die auf die Abfertigung warten.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Eine Maschine sieht im Endeffekt einfach, exakt, leicht und einleuchtend aus. Es entsteht ein Déja-vu-Effekt. Die Feinabstimmung, die zu dieser Selbstverständlichkeit führt, ist alles andere als einfach. Komplexe Rahmenbedingungen müssen auf einen Nenner gebracht werden. Meistens steht am Anfang eine starke, einzigartige Idee. Dabei hat man meistens das Gefühl, dass diese Idee so selbstverständlich und einleuchtend ist, dass auch andere sie haben werden, und ist dann wie im vorliegenden Fall erstaunt, dass dem nicht so ist. Der Architekt ist Urheber. Dieses Projekt versucht selbsterklärend und leicht zu sein. Leichtigkeit im Sinne von Paul Valéry: «Il faut être leger comme l'oiseau et non comme la plume.»

Neubau Zollanlage, Martigny

Offener Projektwettbewerb mit 64 Teilnehmern für das Bundesamt für Bauten und Logistik
– 1. Rang: Durisch + Nolli architetti, Massagno
– 2. Rang: Isler Gysel Architekten, Zürich
– 3. Rang: Farini Elena, Lausanne
– 4. Rang: Santagostino Giorgio, Mailand
– 5. Rang: ARGE Savioni Architekten / Kuithan Helene Architekten, Zürich
– 6. Rang: Rebmann Daniel Architekten, Berlin/Burgdorf
– 7. Rang: Specter c/o Zimmerli Martin, Basel
– 8. Rang: Ad’A architecture, Marin

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