Visualisierung des Ersatzneubaus

«Das Gebäude verhält sich antimodern»

Käferstein & Meister Architekten gewinnen den Studienauftrag für den Ersatzneubau eines Bauernhauses aus dem Jahre 1736 in Feldmeilen. Johannes Käferstein beantwortet unsere drei Fragen.

Das ehemalige Weinbauernhaus an der Schwabachstrasse in Feldmeilen stammt aus dem Jahre 1736. Die Denkmalpflege erachtet das Gebäude als schutzwürdig, der Gemeinderat nahm es aber nicht ins Inventar auf. Die Eigentümerin hat sich mit der Gemeinde geeinigt, einen Studienauftrag durchzuführen, um das Haus durch einen Neubau zu ersetzen. Käferstein & Meister Architekten gewinnen das Verfahren. Johannes Käferstein beantwortet unsere drei Fragen.

Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Das Projekt basiert nicht auf einer Erfindung. Im Gegenteil: Es orientiert sich stark an der Sprache des alten Weinbauernhauses, das es zu ersetzen galt. Das bestehende Haus aus dem Jahr 1736 ist ein wichtiger Zeitzeuge im Kontext einer Gruppe von alten Gebäuden an der steil ansteigenden Schwabachstrasse und hat einen hohen Situationswert für das Ortsbild. Dies haben wir respektiert und ein Gebäude entworfen, das sich antimodern verhält. Die Autorenschaft des Architekten verlagert sich auf eine andere Ebene, wo Zurückhaltung im Ausdruck und im Einsatz der Mittel Angemessenheit und Selbstverständlichkeit erzeugt.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Entscheidend war uns die Übernahme von typologischen Elementen, die den Ort charakterisieren und das Gebäude kontextuell verankern. Das Haus nimmt in Massstab, Körnung, Materialisierung und Farbigkeit den Dialog mit den noch an der Schwabachstrasse verbleibenden alten Gebäuden und Gebäude-Ensembles auf. Es ist in seinen Proportionen dem Vorgängerbau verwandt. Die Gliederung in Haupt- und Nebenhaus wurde beibehalten. Das hohe Ziegeldach ist flächig und erlaubt keine Störung durch Dachfenster oder andere Aufbauten. Sogar der Hauseingang befindet sich an quasi gleicher Stelle wie vorher und führt zur überwölbten Gartenhalle, die die gesamte Gebäudetiefe einnimmt.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?

Die Herausforderung dieser Aufgabe zeigte sich im Anspruch, vier Wohnungen mit gut proportionierten Räumen und hohem Wohnwert für eine anspruchsvolle Käuferschaft im bestehenden Volumen des alten Weinbauernhauses unterzubringen und damit eine Antwort auf die schwierige Frage eines Ersatzneubaus im historischen, ländlichen Kontext zu formulieren. Unsere Haltung verstehen wir als konsequenten Beitrag zum Weiterbauen eines Ortes und dessen noch verbleibender Identität.

Mehrfamilienhaus an der Schwabachstrasse, Feldmeilen

Studienauftrag mit vier Architekturbüros für die Stach Bau AG
– Antrag zur Weiterbearbeitung: Käferstein & Meister Architekten, Zürich
– Weitere Teilnehmer: Burkhalter + Sumi Architekten, Zürich; Staffelbach Meier Architekten, Zürich; Fischer und Kurzlechner Architekten, München

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Kommentare

Nicolò 16.08.2012 01:42
Ist den nur die städtebauliche Form eines 270 Jahre alten Hauses erhaltenswert? Warum wird hier eigentlich nicht die Frage gestellt, welche Beweggründe die Architekten dazu bewogen haben an diesem Wettbewerb überhaupt teilzunehen? Das würde mich am meisten interessieren
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