BSA ruft zum Boykott auf
Norbert Truffer, Obmann des BSA Zentralschweiz, legt die Gründe für den «Aufruf zum Teilnahmeverzicht» am Wettbewerb für den Neubau der Zentralbibliothek Luzern dar.
Der Fachwelt ist klar: Die Zentralbibliothek von Otto Dreyer, 1951 eröffnet, muss stehen bleiben. 2007 fand bereits ein Studienauftrag für die Sanierung statt. Gewonnen hatten ihn Lussi + Halter. Doch aus Spargründen stellte der Kanton das Projekt um zwei Jahre zurück. Das Parlament versuchte dann mit einer Mischung aus Wohnen, Büro und Bibliothek das Haus zu schleifen. Die Idee: das Wohnen sollte das Projekt finanzieren und den Kanton entlasten. Der neueste Streich ist eine Motion des Luzerner Kantonsrats, die im April mit 56 gegen 55 Stimmen und gegen den Willen der Regierung angenommen wurde. Sie verlangt, dass die Bibliothek durch einen Neubau zu ersetzen sei, der auch das neue Kantonsgericht beherbergen soll. Die Regierung hat deshalb seine Dienstelle Immobilien beauftragt einen Wettbewerb durchzuführen. Geschützt ist das Haus noch nicht. Die kantonale Denkmalpflege hat eine Unterschutzstellung beantragt, doch die Dienststelle für Immobilien reichte Beschwerde ein. Das Verfahren ist sistiert. Dagegen hat wiederum der Innerschweizer Heimatschutz Beschwerde erhoben, der Fall liegt am Verwaltungsgericht.
Norbert Truffer, Obmann des BSA Zentralschweiz, legt nun die Gründe für den «Aufruf zum Teilnahmeverzicht» in einem Brief an die BSA-Mitglieder dar. Der Brief ist öffentlich. Mitunterschrieben hat Paul Knill, der Zentralpräsident. Der Zentralvorstand hat ohne Gegenstimme beschlossen dem Aufruf gesamtschweizerisch zu lancieren. Der BSA setzt sich für den Erhalt des Gebäudes ein, doch glaubt er, dass auch der Standort für das Kantonsgericht falsch ist. Ein Freiraum im dichtesten Teil Luzerns werde zerstört. «Das Wettbewerbsverfahren soll zum Mittel werden, um die Zerstörung eines Baudenkmals zu legitimieren, obschon bereits erwiesen ist, dass dieses beispielhaft erhalten und weiter genutzt werden könnte.» Und er will seine Mitglieder vor einem Verfahren schützen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Scherbenhaufen enden wird. Vom SIA ist im Moment noch nichts zu erfahren. Er entscheidet in den nächsten Tagen, welche Haltung er zum Aufruf einnehmen soll.
Kantonsbaumeister Urs Mahlstein zeigt sich überrascht, der BSA hat ihm den Entscheid noch nicht mitgeteilt. Man nehme ihn zur Kenntnis. Der Entscheid habe der Kantonsrat demokratisch gefällt. Man sei in der Programmvorbereitung, die Ausschreibung des Wettbewerbs ist für das erste Quartal 2014 vorgesehen. Welche Konsequenzen der Aufruf des BSA hat, kann er zurzeit noch nicht abschätzen. Die Stadt Luzern wiederum ist vehement gegen den Standort. Der Stadtrat hat sich mehrmals dagegen geäussert. Die Stadt müsste umzonen, da ist also noch einiges offen. Was bürgerliche Parlamentarier als Sparübung begonnen haben, könnte sich dank planerischen Leerläufen zu einem fröhlichen Geldausgeben wandeln.