BSA: Lob und Schelte

Der Bund Schweizer Architekten legt sich gleich dreifach ins Zeug für den Architekturwettbewerb. Er ehrt Peter Ess, den früheren Leiter des Zürcher Hochbauamtes, für seine Förderung der Wettbewerbskultur in der Stadt. An den Kanton Zürich und die SBB schickt der BSA derweil mahnende Briefe: Er bemängelt die Vergabepraxis beider Bauherren.

Der Bund Schweizer Architekten platzt mit einer freudigen und zwei schlechten Nachrichten ins Sommerloch. Zuerst die gute. Der Verband zeichnet Peter Ess, den früheren Chef des Zürcher Hochbauamtes, mit dem diesjährigen BSA-Preis aus. In den letzten fünfundzwanzig Jahren habe der Architekturwettbewerb in der Stadt Zürich eine besondere Blüte erfahren, schreibt der BSA. Dieser Erfolg sei untrennbar mit dem Wirken von Ess verbunden. «In Zürich sind Architekturwettbewerbe alltäglich geworden», so der Verband. «Und die Stadt hat gezeigt, wie man es macht.» Die Strahlkraft dieser Tätigkeit wirke bis heute aufs ganze Land, lobt der BSA. «In Sachen Wettbewerb hat das Beispiel Zürich Schule gemacht.» Ess sei ein umtriebiger und unermüdlicher Leiter im Dienste des Wettbewerbs gewesen. Auch nach seiner Pensionierung engagiere er sich für das Kulturgut Architekturwettbewerb.

Doch nachdem er die Lorbeeren verteilt hat, erhebt der BSA mahnend den Finger – und hält ihn auf zwei Wunde Punkte im Wettbewerbswesen. In einem offenen Brief wendet er sich an Regierungsrat Markus Kägi und drückt seine Besorgnis über die Vergabepraxis des Kantons Zürich aus. Auslöser für den Unmut ist das Projekt der Zentralbibliothek der ZHAW in Winterthur. Statt selber zu bauen, mietet sich der Kanton bei der Implenia ein, die direkt einen Architekten beauftragt. Ein Wettbewerb der Ideen findet nicht statt. Der BSA befürchtet nun, dass der Architekturwettbewerb beim Kanton generell an Stellenwert verliert und die Bauqualität entsprechend leidet. «Wir würden es bedauern, wenn ausgerechnet beim Kanton Zürich, diesem wichtigen und geschätzten Bauherren, der Ehrgeiz erlischt, das Beste zu wollen», hält der BSA fest. Er verlangt vom Kanton, die Vergabepraxis und die weiteren Bauvorhaben unter die Lupe zu nehmen.

Einen zweiten Mahnbrief sendet der BSA zusammen mit dem SIA nach Bern an die SBB. Diese planen in der Nähe des Bahnhofs Oerlikon in Zürich ein Hochhaus und setzen dafür auf einen selektiven Studienauftrag. So weit so gut. Die Bedingungen sind aber so formuliert, dass bei BSA und SIA zahlreiche Reklamationen eingegangen sind. Die Verbände stossen sich generell daran, «dass die SBB ihre Verfahren nicht nach den Regeln des SIA durchführen», wie sie schreiben. Weiter bemängeln sie, dass die SBB bereits in der Präqualifikation lösungsorientierte Ansätze in Skizzenform verlangen – ohne Vergütung. Zudem sei die Entschädigung zu gering, der vorbestimmte HLK-Planer in der zweiten Stufe problematisch und die Mitbestimmung der SBB bei der Wahl der Fachplaner gefährde das Vertrauen. Die beiden Berufsverbände fordern die SBB auf, die Rahmenbedingungen zu ändern. Ansonsten würden es die Konditionen «verantwortungsbewussten Büros verunmöglichen, an diesem Verfahren teilzunehmen». Um der Problematik auf den Grund zu gehen, will der SIA mit den SBB das Gespräch suchen. Die Anmeldefrist für den Studienauftrag läuft am 25. Juli ab.

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