Mit einem Zeilenbau und einem Blockrand bauen die Architekten das Quartier weiter.

«Blockrand, Zeile und Bestand»

Enzmann Fischer Partner Architekten gewinnen den Wettbewerb für den Ersatzneubauten der Wohnsiedlung «Himmelrich 3» in Luzern. Isabella Gerster beantwortet unsere drei Fragen.



Was ist die Erfindung am Siegerprojekt?
Isabella Gerster: Voraussetzung war eine sorgfältige Analyse der Qualitäten und Defizite der zu ersetzenden Zeilenbauten Himmelrich und eine präzise Untersuchung der Umgebung Quartier Neustadt. Die eigentliche Erfindung ist ein Hybrid aus einem Zeilenbau analog zum vorgefundenen Meiliplan und einem neuen Block, der an der Vorstellung der klassischen Blockrandbebauung der ersten Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts anknüpft. Diese Vorstellung hat heute noch ihre Gültigkeit und prägt die gesamte Neustadt. Auf städtebaulicher und architektonischer Ebene werden vorgefundene Elemente verknüpft und weiterentwickelt, so dass ein zeitgemässes Projekt entsteht, das sich auf selbstverständliche und entspannte Weise in die Stadt eingliedert. Eine robuste zeitlose Architektursprache, identitätstiftende Aussenräume und Nutzungszuordnungen mit klarer Adressbildung tragen dazu bei, dass sich die Neubebauten zu einem alltagstauglichen, lebensfähigen und durchmischten Stück Innenstadt entwickelt.

Wie verhält sich das Projekt zur Umgebung?
Durch das Zusammenspiel von neuem Blockrand, Zeile und Bestand entsteht ein neuer, räumlicher Dreiklang von grosszügigem Genossenschaftshof, kleinem Boulevard und Stadtplatz. Der durchgrünte Wohnhof wird in seinen Ausmassen zum Park. Drei Zugänge öffnen den Hof, lassen eine Durchwegung zu und vernetzten ihn mit dem Quartier. Trotzdem bleibt der Hof ein geschützter Ort, der ihn zum Herz und Mittelpunkt der neuen Überbauung und der Genossenschaft macht. Ladenlokale und Ateliers, teils mit kombiniertem Wohnen, beleben den zum Boulevard aufgewerteten Claridenweg und erzeugen eine städtische Atmosphäre. Die neu gestaltete Passage bietet sich als vielfältiger Aufenthaltsraum für Genossenschafter und Stadtbewohner an und wird zur wichtigen Quartierverbindung. Der dreieckige, heute von Bäumen und Hecken abgeschlossene Platz wird durch den neuen Block allseitig gefasst. Durch die neue räumliche Fassung kann der Platz auf Strassenebene offener gestaltet werden ohne seine Definition zu verlieren. Er wird zum Stadtplatz.

Wo lagen die grössten Schwierigkeiten im Wettbewerb?
Der Umgang mit einem Grundstück von solch ungewohnter Grösse und Geometrie war eine grosse Herausforderung. Fragen wie man ein Gebäude auf einem Grundstück, das keine Aufteilung in kleinere Parzellen hat, gliedert und die Gestaltung der langen Fassaden, waren zentrale Themen. Das Relief der Umgebung wurde präzise beobachtet und in eine zeitlose Form des Neuen übersetzt. In einem Massnahmenkatalog wurden Regeln für die Ausbildung des Sockels, der Attika, Simse, Erker, Balkone und Ornamente festgelegt. Auf diese Weise entsteht eine zusammenhängende Fassadentextur, die die Neubauten im Quartier verortet. Das Einfügen der grossen Volumina in die bestehende Stadt wird quartierverträglich gemacht. Auch die Organisation der Wohnungsgrundrisse mit zweiseitiger Orientierung und guter Besonnung innerhalb des Blockrands – insbesondere das Lösen der Eckwohnungen – hat sich als schwierige Aufgabe herausgestellt. Nicht nur für die Genossenschaft, sondern auch für die Stadt Luzern und die südliche Neustadt hat eine neue Bebauung dieses Ausmasses eine grosse Bedeutung. Dieser gerecht zu werden und trotz der geforderten hohen Verdichtung auf allen Ebenen eine Qualitätssteigerung zu erreichen ist eine grosse Schwierigkeit. Es wird eine hohe Herausforderung sein, in der Umsetzung des Wettbewerbs dieses Versprechen einzulösen.

Ersatzneubauten Wohnsiedlung Himmelrich 3, Luzern

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren mit 19 Teilnehmern für die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern (ABL)
– 1.  Rang: Enzmann Fischer Partner, Zürich, mit Koepfli Partner Landschaftsarchitekten, Luzern
– 2.  Rang: Edelmann Krell, Zürich– 3.  Rang: e2a Eckert Eckert Architekten, Zürich
– 4.  Rang: Müller Sigrist Architekten, Zürich
– 5. Rang: Büro Konstrukt, Luzern

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