Bescheidenheit wäre eine Zier

Die Stadt Luzern wollte für ihr Theater einen kompletten Neubau. Nun gewinnt ein Entwurf, der das alte Gebäude bewahrt. Zeichnet sich in Zeiten der Klimakrise auch im Wettbewerb ein Umdenken ab?

Fotos: Architekturbüros

Die Stadt Luzern wollte für ihr Theater einen kompletten Neubau. Nun gewinnt ein Entwurf, der das alte Gebäude bewahrt. Zeichnet sich in Zeiten der Klimakrise auch im Wettbewerb ein Umdenken ab?

Die Überraschung ist gross, denn alles deutete auf einen Abriss und einen Neubau hin. Im Wettbewerb für das Neue Luzerner Theater gewinnt tatsächlich ein Projekt, das das alte Gebäude stehen lässt. Testplanung und Machbarkeitsstudien gaben dem Bau aus dem Jahr 1839 nur geringe Chancen. Immer wieder umgebaut, 1925 abgebrannt, dann wieder aufgebaut und aufgestockt, verfügt er nicht einmal über einen Bühnenturm. Und das Raumprogramm war zu gross, als dass man eine betrieblich und städtebaulich vernünftige Lösung auf dem beschränkten Platz neben der Jesuitenkirche an der Reuss gefunden hätte – das zumindest dachten die Verantwortlichen vor dem Wettbewerb noch. Der Neubauentscheid gründe nicht auf einer mangelnden Wertschätzung gegenüber dem heutigen Gebäude, hiess es im Wettbewerbsprogramm, sondern auf den betrieblich-künstlerischen Notwendigkeiten und Zielen. Wer die Ausschreibung des Wettbewerbs also las, landete mit den Entwurfsgedanken schnell bei einem kompletten Neubau. Hoffen auf den grossen Wurf Dass Regierungsrat, Stadtrat und die eigens gegründete Projektierungsgesellschaft den grossen Wurf wollten, vielleicht sogar von einem kleinen Bilbao-Effekt träumten, sagten sie nicht direkt, aber man konnte es annehmen. Dabei ging die Stadt ein enorm hohes Einspracherisiko ein. Denn der Bauplatz befindet sich im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) und ist mit dem höchsten Erhaltungsziel, dem Substanzschutz, belegt. So erstaunt es nicht, dass auch die Eidgenössischen Kommissionen für Natur- und Heimatschutz respektive Denkmalpflege nach der Testplanung klar zu verstehen gaben, «dass ein Abbruch und Ersatzneubau des Luzerner Theaters zu einer schweren Beeinträchtigung des Ortsbilds von nationaler Bedeutung führen würde». Der Theaterbau müsse erhalten werden, eine mit dem Ortsbild verträgliche Lösung mit einem Erweiterungsbau westl...

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