Die Wohnsiedlung Friedackerstrasse in Zürich-Oerlikon: Eines von verschiedenen Projekten, bei denen Esch Sintzel Architekten mit Porotherm-Leichtbackstein gearbeitet haben. Fotos: Philip Heckhausen
Im Auftrag von Zürcher Ziegeleien

Vorwärts zum einfachen Bauen

Das Einsteinmauerwerk verbindet den Reiz des Einfachen mit der Forderung nach natürlichen Baustoffen. Esch Sintzel Architekten arbeiten immer wieder mit dem Baustoff. Sie sind aber nicht die einzigen.

Was haben die Wohnsiedlung Friedackerstrasse von Esch Sintzel Architekten oder das Wohnhaus Freihofstrasse von EMI, die Überbauung Birchstrasse von Adrian Streich oder die im Bau befindliche Wohnsiedlung Plaines-du-Loup von Nicolas de Courten gemeinsam? Sie alle verwenden eine Konstruktion, die progressiv und gleichzeitig einfach, ja fast schon archaisch ist: ein Einsteinmauerwerk, gefügt aus Porotherm-Leichtbacksteinen der Zürcher Ziegeleien. Die Liste neuer Gebäude, die aus solchen monolithischen Steinen erbaut sind, wird länger und länger – ebenso wie die Liste renommierter Architekturbüros, die sich für diese Konstruktionsmethode interessieren.

Die Gründe für das Interesse sind vielfältig. Da ist erstens der Reiz des Ursprünglichen: Aus nichts als Steinen gefügt, ist eine Mauer plötzlich wieder eine Mauer, körperhaft, präsent und greifbar. Mit dieser architektonischen Einfachheit geht zweitens die Natürlichkeit des Baustoffs einher, die den Sensibilitäten unserer Zeit entspricht: Porotherm-Leichtbausteine der Zürcher Ziegeleien sind Naturprodukte, frei von Schadstoffen, also attraktiv für eine umwelt- und gesundheitsbewusste Bevölkerung. Drittens ist das Produkt ein eigentlicher Alleskönner. Die monolithischen Steine übernehmen alle nötigen Funktionen der Aussenwand: sie tragen, sie dämmen und sie schützen.

Natürliches Raumerlebnis
Die Hohlräume der Porotherm-Ziegel sind mit Perlit, einem vulkanischen Gestein, gefüllt. Dank diesem Dämmkern werden hervorragende Werte erreicht, sowohl was den Schallschutz als auch was die Wärmespeicherfähigkeit betrifft. Häuser mit Einsteinmauerwerk bleiben im Sommer länger kühl, während sie an Wintertagen Sonnenwärme aufnehmen und abends wieder abgeben. Nicht zu Unrecht sprechen die Zürcher Ziegeleien also von einem «natürlichen Raumerlebnis»: Backstein und Perlitfüllung bilden zusammen eine mineralische, diffusionsoffene Einheit; die Wände atmen und machen die Wohnräume behaglicher. 

Atmende Wände und eine Struktur aus offenen und geschlossenen Räumen lassen an der Friedackerstrasse einen hohen Wohnwert entstehen.

Natürlich bedeutet dabei auch ökologisch: Die im Herstellungsprozess entstehenden Emissionen werden auf ein Minimum reduziert, während der Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Der Baustoff selbst ist eco-zertifiziert, zu hundert Prozent mineralisch und somit vollständig rezyklierbar. Die oben erwähnte Wärmespeicherfähigkeit der Leichtbacksteine wiederum erlaubt es, bei Übergangstemperaturen aufs Heizen zu verzichten. 
Zum progressiven Bild des Baustoffs passt, dass die Zürcher Ziegeleien in die Entwicklung kreislauffähiger Produkte investieren und laufend bemüht sind, den Material- und Energieverbrauch zu senken. Wenn Porotherm-Leichtbacksteine also die Rückkehr zur einfachen Mauer erlauben, dann sind sie gleichzeitig den Anforderungen einer klimavernünftigen Zukunft verpflichtet.

Die einfache Mauer weitergedacht
Die eingangs erwähnten Architekturprojekte zeigen auch: Aus der Verwendung von Einsteinmauerwerk muss nicht zwingend eine monolithisch-archaische Architektur resultieren. In seinem sehenswerten Vortrag in der Baumusterzentrale legt Philipp Esch von Esch Sintzel Architekten im Gegenteil dar, wie ihn neben der körperhaften Dicke des Einsteinmauerwerks auch seine Porosität fasziniert, und wie aus der Beschäftigung mit den konstruktiven und gestalterischen Potentialen des Porotherm-Leichtbacksteins auch «schmutzige Systeme» entstehen können. Esch spricht von verschiedenen Versuchen, die ihr Büro bei jüngeren Bauprojekten unternommen hat: Kann man Einsteinmauerwerk staffeln, kann man es krümmen, kann man es mit Kunststein kombinieren? 

Verputzes Einsteinmauerwerk, Stützen und Kunststeinleibungen fügen sich zu einem fein artikulierten Ganzen zusammen.

Letzterer Versuch ist zu besichtigen an der Friedackerstrasse in Zürich-Oerlikon. Der Verputz des Einsteinmauerwerks wird dort bis zu den Fensteröffnungen geführt, die Leibungen aber sind in Kunststein ausgeführt. Die schlichten Bauten erhalten dadurch eine feine Artikulation in Materialität und Farbigkeit. Auch für das Neben- oder Miteinander verschiedener Systeme ist die Friedackerstrasse ein typisches Beispiel: Hier tragen sowohl Mauern als auch Stützen – manchmal tun sie das getrennt, manchmal zusammen. 
Die Möglichkeiten, die das Bauen mit Einsteinmauerwerk eröffnet, sind also erstaunlich vielfältig. Verbindend ist die zukunftsweisende Qualität des Leichtbackstein, der, wie Esch sagt, «unglaublich materialeffizient und unglaublich dauerhaft» ist. 

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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