Schindeln der Grossstadt
Mit ihren Kleinformaten sind Schindeln vielseitige Gestaltungselemente für Fassaden. Und dass sie sich nicht nur für ländliche Gebäude eignen, veranschaulicht ein Beispiel aus der Metropole Paris.
Das 11. Arrondissement ist das am dichtesten besiedelte Quartier in Paris, man sagt sogar: eins der dichtesten auf der Welt. Im grünen, langgezogenen Hof wähnt man sich an einem anderen Ort. Dort stehen sich zwei Häuser aus den 1980er-Jahren gegenüber, deren Vorderfronten sich je auf eine andere schmale Strasse richten, etwas zurückversetzt gegenüber den älteren Nachbarn. Im Rahmen einer Sanierung wurden die Gebäude energetisch auf den neuesten Stand gebracht. Die Architekten haben die 60 Sozialwohnungen aufgewertet, die Erdgeschosse umstrukturiert und einen neuen Bezug zum öffentlichen Raum definiert. Neben den Aussenanlagen haben sie auch die Fassaden neu gestaltet – deren frische Erscheinung passt sich schön in die Strassenfront ein. Doch auf den zweiten Blick ist man überrascht.
Unter den Paris-üblichen Zinkdächern leuchten die Fassaden weiss. Balkone vermitteln an den Strassen rechts und links zu den weiter vorne stehenden Nachbarhäusern. Die Fenster sind stehend, raumhoch und regelmässig angeordnet. Auf den Balkonen und an den Brüstungen der Fenster wachsen Pflanzen aus Kästen und Töpfen. In Rot, Pink, Gelb, Lila oder Türkis leuchten die textilen Sonnenstoren. Als Verkleidung der neuen Aussendämmung haben Croixmariebourdon Architectes ein Produkt gewählt, das man mitten in einer Grossstadt nicht erwartet: eine Schindelfassade aus kleinformatigen Eternitplatten, auch Fassadenschiefer genannt. Schindeln, mit denen man seit Jahrhunderten Fassaden verkleidet, gibt es in vielerlei Formen und Arten. Je nach Region und vorherrschendem Baumaterial bestanden sie aus Holz oder Stein. Die kleinteiligen Schuppen liessen sich handwerklich leicht herstellen, transportieren und anbringen. Seit rund 100 Jahren gibt es sie auch industriell hergestellt, etwa aus Faserzement.
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Fassadenschiefer von Eternit wiegt wenig, ist robust und witterungsbeständig und damit langlebig, also nachhaltig. Mehrere zusammenhängende Schindeln werden als Streifen von Hand an die Unterkonstruktion genagelt. Die Anwendungsmöglichkeiten und Erscheinungsformen sind schier unendlich: Elf Formate sind im Programm, eckig, rund oder mit abgeschrägten Ecken. Teilweise lassen sie sich auch individuell teilen. Fünf Farbpaletten mit Dutzenden von Farbtönen stehen zur Auswahl, leuchtend oder erdig, stark oder leicht pigmentiert, deckend beschichtet oder transparent lasiert. Auch bei der Unterkonstruktion und der Ecklösung sind Varianten möglich. Nur eins bleibt sich gleich und ist bewährt: die Hinterlüftung der Fassade.
In Paris waren die Architekten mit viel Gestaltungslust am Werk: Drei unterschiedliche Formate haben sie zu einem schmucken Muster kombiniert. Auf eine Reihe kleiner Quadratschindeln folgen eine mit grossen Quadraten und drei oder fünf rautenförmige Schindelreihen. Das Ergebnis erinnert an einen gestrickten Pullover oder, wenn man im gegebenen Massstab bleiben will, an die Giebelfassaden ländlicher Häuser mit Schieferverkleidung. Die weisse Oberfläche ist monochrom, aber nicht monoton. Sie wird über das rhythmische Muster lebendig, fügt sich in das Pariser Stadtgefüge ein – und wertet sowohl das Haus als auch das Quartier auf.
Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.
Sanierung von 60 Sozialwohnungen aus den 1980er-Jahren, 2021
5-5bis rue de Vaucouleurs und 8 rue Morand, Paris 11e
Bauherrschaft: Habitat Social Français, Immobilienverwaltung der Stadt Paris
Architektur: Croixmariebourdon Architectes Associés, Paris
Landschaftsarchitektur: Christophe Père, Paris
Baukosten: 2,07 Mio. Euro
Eternit (Schweiz) AG
Eternitstrasse 3
8867 Niederurnen GL
+41 55 617 11 11
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