Die Digitalagentur Fjord kombiniert das neue Bürosystem mit weiteren Vitra-Möbeln. Fotos: Vitra
Im Auftrag von Vitra

In Bewegung bleiben

Mit dem modularen Bürosystem ‹Comma› propagiert Vitra eine Arbeitsumgebung, die flexibel und langlebig zugleich ist.

Kinder mögen Turnschuhe mit Klettverschlüssen. Denn die sind praktisch und unkompliziert, und ohne die Mühen mit Schnürsenkeln bleibt mehr Zeit für Spiele. Die Erfindung des Schweizer Ingenieurs Georges de Mestral ist mittlerweile fast überall im Einsatz: bei Schirmmützen, Zelten, Feuerwehruniformen oder Raumschiffen. Nun hat der Möbelhersteller Vitra das Anwendungsgebiet der genial einfachen Verschlussmethode auf die Gestaltung zeitgemässer Arbeitsplätze ausgedehnt: Das Bürosystem ‹Comma› folgt der Ästhetik und der Funktionsweise eines Baugerüsts. Die einzelnen Teile lassen sich auf einfache Weise verbinden und zu unterschiedlichen Strukturen zusammenbauen. Tischplatten, Regalböden, Zwischenwände und Stromleisten werden mit Klettverschlüssen am Rahmen fixiert. Sie sind intuitiv bedienbar und signalisieren einen provisorischen Gebrauch, der sich laufend verändert. «Anfangs fürchteten manche Mitarbeiter um die Stabilität», erzählt Gregor Neidig, «doch rasch zeigte sich, wie stark und sicher das System ist.» Der Architekt hat das Einrichtungskonzept der Zürcher Digitalagentur Fjord entwickelt und dabei ‹Comma› mit anderen Vitra-Elementen kombiniert.


Als Verbindungselement hat Vitra die sogenannte Klaue entwickelt – für eine unkomplizierte, werkzeuglose Montage.

Dank praktischer Klettverschlüsse lassen sich Stromleisten, Akustikboards oder Tischplatten einfach am Rahmen fixieren.

So provisorisch die Klettverschlüsse auch wirken, so stabil und sicher ist ihr Gebrauch.

Bei Fjord, in einem ehemaligen Schulgebäude an der St. Annagasse, herrscht industrieller Charme: robuste Kabelschienen, viel Chromstahl, dazu helle Epoxidharz-Gussböden. Mit ihrer offenen Struktur und den hohen Decken sind die Räume eine ideale Testfläche für das neue Bürosystem. Um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abzuholen, haben Gregor Neidig und das Interior-Team von Vitra die Arbeitsweise der «Fjordaner» analysiert und anschliessend für jede Situation die passenden Möbel konfiguriert – bestehend aus einem Baukasten, der sechs Elemente in mehreren Grössen enthält. «Wir nutzen ‹Comma› auf unterschiedliche Arten», sagt Neidig, «für feste Arbeitsplätze, zur Raumgliederung und zur Abgrenzung von Verkehrsflächen. Andere Flächen bleiben dynamisch bespielbar.» Als ‹Studio Office› vereinen die Räume an der St. Annagasse diverse Funktionen; mal sollen sie konzentrierte Arbeit, mal kollaboratives Pingpong oder Workshops ermöglichen.


Der ‹Comma›-Baukasten besteht aus sechs Elementen in unterschiedlichen Grössen, die sich vielseitig kombinieren lassen.

Schon vor der Pandemie zeigte sich, dass Arbeitssituationen sich immer rascher verändern. Oft ist kaum vorhersehbar, wie Projekte oder Teamgrössen sich entwickeln. Entsprechend flexibel soll die physische Umgebung sein, nicht nur, was die Anzahl der Arbeitsplätze angeht, sondern auch bezüglich der variablen Nutzung der Räume. ‹Comma› stehe für eine neue Generation von Unternehmern, die mit traditionellen Büros nichts anfangen können und die Normen des 20. Jahrhunderts hinterfragen, sagt der Möbelhersteller Vitra über sein jüngstes Produkt. Das Unternehmen glaubt, dass die Nutzerinnen kreativer arbeiten in einem Umfeld, das sie selbst mitgestalten können. «Das System funktioniert als mikroarchitektonisches Element, ist aber einfach zu verstehen», sagt Tim Reusch, Head of Consulting and Planning Studio bei Vitra. «Es spricht neue Arbeitsformen an und weckt Lust, alles auszuprobieren. Und es soll Mut machen, Raum und Arbeit darin neu zu definieren.»


Die Digitalagentur Fjord kombiniert das neue Bürosystem mit weiteren Vitra-Möbeln.

Als mikroarchitektonisches Element dient ‹Comma› auch zur Gliederung grosser Räume.

Konzentriert oder kollaborativ: Der Arbeitsplatz soll dynamisch bespielbar sein.

Zur Benutzerfreundlichkeit trägt auch ein eigens entwickeltes Verbindungselement bei: Die sogenannte Klaue verbindet die Quer- und Diagonalstreben mit dem vertikalen Rahmen, ist leicht zu handhaben und zu fixieren. Für die Montage ist kein Werkzeug nötig, nur das Lösen erfordert aus Sicherheitsgründen einen Sechskantschlüssel. «Modulare Büromöbel werden häufig eindimensional gedacht», sagt Reusch. «Sie sind anknüpfbar, aber nur als Kombination einzelner Elemente, die als solche nicht variabel sind. ‹Comma› geht darüber hinaus. Die sechs Einzelteile können alles bilden – Stauraum, Arbeitsplattform, Raumstruktur oder Fokusarbeitsplatz.» Dank der Reduktion auf essenzielle, langlebige Bauteile und Funktionen können Nutzer immer wieder aufs Neue die passende Bürowelt erschaffen.

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