Versteckt zwischen den Blättern: der Feuermelder. Fotos: zVg
Im Auftrag von Westiform

Unter Baumkronen

Im Kantonsspital Obwalden führt eine Passerelle vom neu gebauten Bettentrakt zum bestehenden Gebäude. Patienten blicken, wenn sie im Bett hindurch geschoben werden, in die Baumkronen eines Laubwaldes.

Im Kantonsspital Obwalden in Sarnen führt eine Passerelle vom 2013 fertig gestellten, neu gebauten Bettentrakt zum bestehenden Gebäude. Patient und Patientin blicken, wenn sie im Bett hindurch geschoben werden, in die Baumkronen eines Laubwaldes. Möglich macht das ein hinterleuchtetes Waldbild namens Waldachin. «Die Decke dieser Passerelle sollte mit einem schönen, positiv stimmenden Bild und mit Licht gestaltet werden», so Isabelle Krieg und Ralph Alan Mueller. Sie waren als Künstler für das Projekt, eine Zusammenarbeit mit dem Beschriftungsunternehmen Westiform und der Druckerei Plotfactory, verantwortlich. «Wir wünschen uns, dass alle, die sich unter dem Waldachin hindurch bewegen, ein paar Atemzüge lang Ruhe, Frische und Zuversicht tanken können – wie auf einem Waldspaziergang».

Zwischen Alt- und Neubau sind Höhenunterschiede, die im oberen Gang der Passerelle mit einem leichten Gefälle des Bodens ausgeglichen werden. Die Decke im unteren Durchgang ist daher ebenfalls schräg, was optisch mit der Vormontage eines Waldbildes retuschiert wird. Das Motiv des Obwaldener Laubwaldes zieht sich über die gesamte Decke, das Bild ist auf einem einzigen, durchgehenden und gespannten Tuchgewebe aufgebracht, das hinterleuchtet wird. Um eine etwa 40 Quadratmeter grosse, raumfüllende und homogen leuchtende Fläche herzustellen, bedarf es viel Material und Arbeitszeit. Die in den Rohbau einzusetzende Konstruktion sollte nicht nur nahtlos sein, sondern auch die vier Säulen im Gang wie selbstverständlich umschliessen. «Die im Kantonsspital eingebaute Leuchttransparent-Konstruktion ist eine der grössten ihrer Bauart, die wir bislang realisiert haben», so Raphael Waeber, Geschäftsführer von Westiform. ‹Waldachin› ist eine Variante des Westiform-Leuchttransparents ‹wf I Mira›. Vor Ort wurde exakt Mass genommen, anschliessend die Decke in Segmenten in der Westiform-Produktion in Niederwangen vorgefertigt. Dazu wurden die Aluminiumprofile passgenau zugeschnitten, Verstärkungen eingebaut, die Ausleuchtsegmente vorgefertigt, die Form mit LED bestückt und diese verkabelt. Achten musste man darauf, dass die Elemente direkt an der Säule getrennt werden, die Aufteilung jedoch auch sinnvoll die LED-Reihen teilt. Mit einer Pendelaufhängung konnten diese später plan an der schrägen Decke des Durchgangs aufgehängt werden.

Das circa 17,5 mal 2,7 Meter grosse Tuch besteht aus nicht brennbarem und im Brandfall nicht abtropfendem Kunststoffgewebe. Die Firma Plotfactory musste den Druck auf nur einem Tuch realisieren und daraus passgenau die vier Säulen ausschneiden. Das Notausgangsschild hängt an zwei dünnen Drähten, die durch die Tuchfront geführt sind – die Aufhängung ist kaum sichtbar. Auch der integrierte Rauchdetektor ragt nur minim durch den Tuchstoff und ist nahezu unsichtbar in das Motiv eingeschnitten. Das Bild der Baumkronen ist so gesetzt, dass nur so wenig Farbe wie nötig verwendet werden muss und dabei genug Licht für die Gangbeleuchtung vorhanden ist. Wo die Notbeleuchtung sitzt, ist zudem das Motiv heller. Jede LED-Reihe ist einzeln über DALI adressiert und kann frei gesteuert werden. Mit der Einzeladressierung wird auch die absolut geräuschfreie Dimmung möglich, dabei werden nicht wie sonst üblich alle LED miteinander gedimmt, sondern einzelne Reihen ausgeschaltet (Produkt wf | Libra). Das Waldmotiv ist dabei ideal, bei einer einfarbigen Fläche würden dunklere Bereiche deutlich auffallen.

Heute ist von der gesamten Konstruktion nur ein zwei Millimeter starkes Aluminiumprofil am Rand zu sehen. Die Helligkeit der Decke wird vom Hausleitsystem gesteuert, tagsüber werden mehr LED-Reihen geschaltet, um die Farbintensität des Bildes zu erhöhen. Das wellenfrei gespannte Tuch muss nicht nachgespannt werden, die Farben werden aber – abhängig von der Sonneneinstrahlung – nach einigen Jahren blasser werden. Mit einem neuen Tuchdruck kann dann ein frisches Bild in die Passerelle kommen.

 Passerelle Kantonsspital Obwalden, Sarnen, 2014

– Bauherrschaft: Kantonsspital Obwalden, Sarnen
– Architektur: Fsp. Fugazza Steinmann Partner Architekten, Spreitenbach
– Kunst am Bau: Isabelle Krieg und Ralph Alan Mueller
– Konzeption, Ausleuchtung, Projektleitung, Montage: Westiform AG, Niederwangen
– Druck auf Textiltuch: Plotfactory AG, Weisslingen
– Fotografische Umsetzung: Ulrich Stockhaus

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.
 

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