Mit der Dämmerung tritt die gewellte Glasfassade optisch in den Hintergrund und die innere Struktur des Gebäudes wird sichtbar. Fotos: Johannes Roloff
Im Auftrag von Licht 18 Davos

Tageslicht, Leuchten und Glanzpunkte

Die Glasfassade des Swiss Re Next in Zürich von Diener & Diener spiegelt tagsüber das Wetter, nachts erlaubt sie tiefe Blicke ins Innere. Das Licht haben die Planer von Licht Kunst Licht gestaltet.

«Neben Standardprodukten, die teilweise an die Bedürfnisse des Hauses angepasst wurden, gibt es im ganzen Projekt einige Sonderlösungen», erzählt Johannes Roloff von Licht Kunst Licht. Diener & Diener Architekten, die Londoner Innenarchitekten SevilPeach und die Bauherrin selbst haben ein zeitgemässes Arbeitsplatzkonzept für den Neubau am Zürichsee entwickelt. Die 800 Plätze, die sich 1100 Mitarbeiter teilen, sollten ein anderes, freieres Arbeiten möglich machen.

Zusammenarbeit schon beim Studienauftrag

Flächenkennwerte, Tageslichtanforderungen, Blickbeziehungen zwischen den Mitarbeitern und die Anzahl der Mitarbeiter pro Quadratmeter – viele Anforderungen mussten unter einen Hut gebracht werden. «Aufgrund der hohen Relevanz der Tages- und Kunstlichtfragen haben wir bereits während des Studienauftrags die Zusammenarbeit mit den Lichtplanern gesucht», sagt Michael Roth, verantwortlicher Partner bei Diener & Diener Architekten. Das 72 Meter lange und 58 Meter tiefe Haus wird aussen von einem tageslichtoptimierten Glasvorhang eingehüllt. Zwei Atrien im Inneren schaufeln weiteres Tageslicht ins Gebäude. In die Wände der Lichthöfe sind lange Fenster eingelassen. Sie erlauben Blicke ins hohe Atrium und lassen Tageslicht in die angrenzenden Räume einfallen. Die meisten Arbeitsplätze bekommen so von zwei bis drei Seiten Tageslicht – das Kunstlicht übernimmt nur unterstützende Funktion im Haus. Um das Ergebnis möglichst präzis zu planen, baute Licht Kunst Licht vorab ein Computermodell des Gebäudes und simulierte den Lichteinfall verschiedener Gläser. Zusätzlich untersuchten und verbesserten die Architekten die Erstfassung der Fassade anhand eines 1:1-Fassadenmodells. «Ohne diese Beurteilung unter den tatsächlichen Bedingungen wäre das unmöglich gewesen», sagt Roth.

Fläche und Tiefe

Die Reflektion der Umgebung auf der Glaswellen-Hülle wird mit der Dämmerung immer unscheinbarer und verschwindet schliesslich ganz. Statt der Glasfläche gerät dann das Innere des Gebäudes in den Vordergrund – die Vorhänge aus Wollstoff, die an der Innenseite der Fenster geführt werden, lassen das Gebäude am Abend schimmern. Angestrahlt wird das Haus wie auch seine Nachbarn nachts entsprechend den Vorgaben im Zürcher Plan Lumière: Warmes Licht hebt die zum See ausgerichteten Fassaden hervor und macht das städtebauliche Ensemble über den See hinweg sichtbar.

Eine Decke für das Licht

Abends oder bei wenig Tageslicht werden die Deckenflächen angeleuchtet. Dafür sind an den Tischen Leuchten montiert, die gleichzeitig Decke und Arbeitsplatz erhellen. Um diese indirekte Beleuchtung optimal planen zu können, mussten die Decke möglichst frei von Einbauten sein. Diener & Diener entwickelten deshalb eine Decke, die in grossen Flächen fugenfrei hergestellt werden konnte. Darin sind Heizung, Kühlung und Lüftung integriert, zudem ist sie akustisch aktiv. Alle benötigten Elemente in der Decke – ob Lautsprecher, Revisionsöffnung oder Sprinklerteller – haben die selbe Gestaltungshandschrift. «So erhalten wir einen gleichmässigen Lichtträger, der einmal um die Fassade herumläuft und angestrahlt werden kann», erklärt Roloff. «Klar war, dass die Grossraumbüros komplett mit LED beleuchtet werden sollten», so der Lichtfachmann, «als das Projekt entstand, war es noch ungewöhnlich und neu, komplett auf LED zu setzen.» Als Pendants zu den tischgebundenen Leuchten setzen Stehleuchten für die Doppeltische und Pendelleuchten für die geschlossenen, vollverglasten Sitzungszimmer Glanzpunkte. Letztere kehren das Prinzip um, kommen von der Decke und arbeiten auch direkt und indirekt.

Sorgfältig und sparsam

«Swiss Re Next» entstand in einem engen Dialog zwischen Architekten sowie Fassaden- und Lichtplanern und zahlreichen weiteren Spezialisten. Die gemeinschaftliche Planung der Fassade sowie der beiden Atrien als «Tageslichtmaschinen» waren wichtige Beiträge, fürs Gelingen des Projekts. «Alle Beteiligten haben wesentliche Beiträge zum Erreichen des fragilen Gleichgewichts zwischen quantitativ und qualitativ hervorragendem Tageslicht nach Innen und der gewünschten Erscheinung nach Aussen beigetragen», blickt Michael Roth zurück.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.
 

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