Die beiden sanierten Bürohäuser stehen neben dem Eingang der WSL-Forschungsanstalt in Birmensdorf. Fotos: Jürg Zimmermann
Im Auftrag von Minergie Schweiz

Neue Hülle, neues Energieglück

Der sanierte WSL-Bürokomplex in Birmensdorf ist der zweite Umbau, der Minergie-A, Minergie-P und den Zusatz Eco erfüllt. Und dies, obwohl der Bauherr ursprünglich skeptisch war.

«Minergie, das brauchen wir nicht», hatte die Bauherrschaft dem Architekten Dietrich Schwarz gesagt, nachdem er den Wettbewerb gewonnen hatte. Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL suchte damit einen Entwurf, um zwei Büro- und Laborgebäude aus den 50er-Jahren in Birmensdorf energetisch auf Vordermann zu bringen. Ein Zertifikat sei dafür nicht nötig. Die Leute wollten schliesslich die Fenster öffnen, so die Bauherrschaft. Also gut, sagte sich Schwarz und machte sich an die Arbeit, obwohl er die Argumente nicht nachvollziehen konnte und er sich mit dem Thema gut auskennt: Der Architekt unterrichtet an der Universität Liechtenstein Nachhaltigkeit und sitzt im Vorstand von Minergie. Doch wie sich bald herausstellte, war das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Das Areal der Forschungsanstalt WSL in Birmensdorf liegt bald nach der Stadtgrenze von Zürich hinter dem Uetliberg. Über die Jahrzehnte ist das Ensemble, das rund ein Dutzend Bauten umfasst, zu einem heterogenen Konglomerat angewachsen. Der Rundgang gleicht einer Zeitreise durch die letzten 50 Jahre Baugeschichte: Betonvorfertigung aus den 60er-Jahren, Holzarchitektur mit Schrägdach aus den 80er-Jahren, Stahl- und Glas-Kisten der 90er-Jahre. Um Ruhe in diese Stilvielfalt zu bringen, entwarf Schwarz eine reduzierte Holzfassade, mit der er die beiden Bürohäuser von 1957 einpackte. Die neue Hülle bindet die Gebäude optisch zusammen, ohne die Struktur zu verändern. Die Holzfassade ruht auf einem Sockel aus Beton, der in einem ähnlichen Grauton wie das Holz und die Rollläden gehalten ist. Die vorvergrauten Bretter werden gleichmässig altern und so die Homogenität über die Zeit retten. Mit «unaufgeregt», «ruhig», «langlebig» beschreibt Schwarz die Architektur.

Das Material Holz passt zum WSL. Und es passt zu einer ökologischen Bauweise. Die Holzelemente haben keine Wärmebrücken und sie sind mit 24 Zentimeter Dämmung bestens isoliert. Wie gut, zeigt ein Blick auf die Energieversorgung. Eine Holzschnitzelheizung beliefert das ganze Areal. Dank der neuen Hülle, reicht die Energie nun für ein zusätzliches Gebäude. «Den Minergie-Standard hatten wir damit schon fast erreicht», sagt Schwarz. Fehlte einzig die Lüftung, die bei einem Bürogebäude mit geschlossenen Toiletten sowieso nötig ist. Die Architekten entschieden sich für eine minimale Variante. Die Frischluft wird über ein Rohr in die Zimmer verteilt; die Abluft strömt über Ventile in den Korridor zurück, wo sie zentral abgesaugt wird. Aber die WSLer möchten doch von Hand lüften? «Ein grosses Missverständnis», sagt Schwarz. Sämtliche Fenster im Haus können nach Lust und Laune geöffnet werden. «Minergie sagt nur: Du sollst nicht lüften, nicht du darfst nicht lüften», erklärt der Architekt. Damit waren die Kriterien für Minergie-P erreicht. Obwohl der Bauherr sie ursprünglich nicht angestrebt hatte, war er stolz darüber. Doch Schwarz wollte mehr.

Photovoltaik auf dem Dach
Das Dach der Bürobauten überhitzte im Sommer regelmässig – energieeffizientes Bauen war beim Umbau in den 90er-Jahren noch kein zentrales Thema. Also isolierten die Architekten das Gebälk nach und erneuerten die Dachhaut. Statt sie wieder mit den alten Ziegeln einzudecken, montierten sie Photovoltaik-Elemente. «Das kostete weniger als ein Drittel mehr, die Einspeisevergütung nicht mitgerechnet», rechnet Schwarz vor. Mit diesen Zahlen überzeugten sie auch den Bauherren – und hatten das Minergie-A-Label in der Tasche.

Doch Schwarz liess nicht locker, bis er auch den letzten Minerige-Zusatz geschafft hatte: Eco. Für diesen sorgen der gesunde Holzbau, die gut zugänglichen Installationen unter der Decke, der Verzicht auf giftige Zusätze. «Wer ökologisch baut, erreicht den Eco-Zusatz automatisch», meint Schwarz. Die Schadstoffanalyse hätten sie sowieso machen müssen. Da sie zum Glück nur wenige Mängel zu Tage förderte – asbesthaltige Dichtungen und Fliesenkleber –, blieben die beiden Bauten im Inneren fast unverändert. An den Wandschränken prangt die Bemalung von damals, im Treppenhaus erinnert das filigrane Metallgeländer an die 50er-Jahre. Einzig das Holz der Fassade stülpt sich als Fensterfutter ins Inneren. Trotzdem rüstet der Umbau die Häuser fürs 21. Jahrhundert. Sie sparen selbstverständlich Energie und Ressourcen, von der Holzfassade bis zu den wasserschonenden Armaturen.

Die WSL-Sanierung zeigt: Mit wenig Mehraufwand kann man die höchsten Minergie-Anforderungen erfüllen – auch bei einem Umbau. «Dieser zusätzliche Aufwand lohnt sich auf jeden Fall», sagt Schwarz. Das sieht auch das WSL so, das im August das Minergie-Zertifikat entgegen nimmt und so seine staatliche Vorbildfunktion unterstreicht. Es ist erst der zweite Büroumbau in der Schweiz und der erste im Kanton Zürich, der die Baustandards Minergie-A, Minergie-P und den Zusatz Eco erfüllt. «Die Architekten nehmen sich dem Thema Energie zu wenig an», meint Schwarz. Das Zertifikat ist ein Mittel, um bei Architekten und Bauherren das Bewusstsein dafür zu schärfen. Damit ökologisch verantwortungsvolles Bauen dereinst zur Norm wird.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.

close

Kommentare

Kommentar schreiben