Die Krypta der Christkatholischen Kirche St. Peter und Paul, Bern. Blick in die Zentralachse. Fotos: Alexander Gempeler
Im Auftrag von Neuco AG

Gut ausgeleuchtet

Neues Licht und eine neue Gestaltung schaffen in der Krypta der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul in Bern eine einladende Atmosphäre.

Eine Wendeltreppe führt links vom Eingang in die Krypta. Stufe um Stufe führt sie unter das Kirchenschiff von St. Peter und Paul. Durch einen roten, schweren, im Kreisbogen aufgehängten Vorhang tritt man in den niedrig wirkenden Raum und fühlt als erstes die hohe Luftfeuchtigkeit, die hier herrscht. Acht massive Pfeiler tragen ein Kreuzgewölbe. Ein kleiner Chor und zwei Seitenschiffe, die auch als Teil eines Kreuzgangs wahrgenommen werden können, strukturieren den Raum. Die Kirche St. Peter und Paul befindet sich gleich neben dem Rathaus, mitten in der Altstadt von Bern. 1864 als Bischofskirche geweiht gilt sie zu den bedeutendsten Werken der Schweizer Neugotik. Dazu zählt nicht nur der kathedralhaft wirkende Innenraum, sondern auch die dreischiffige Krypta, die einen grossen Teil des Kirchengrundrisses einnimmt. 2014 wurde die Krypta umfassend saniert und umgestaltet. Nötig wurde die Sanierung in Bezug auf bauphysikalische Gesichtspunkte, ausserdem musste der Sandstein restauriert, die temporäre Raumheizung und die Elektrohauptverteilung erneuert werden. Doch ebenso dringend wünschte die Bauherrschaft eine einladende Atmosphäre. Der abblätternde Sandstein, dunkle Kirchenbänke aus den 1940er-Jahren und eine düstere Beleuchtung liessen die Krypta wie eine Gruft wirken.

Strukturieren ohne zu überladen
Im Auftrag der christkatholischen Kirchgemeinde Bern konzipierte das Berner Architekturbüro A. Furrer und Partner mit Martin Kurth 2012 die Sanierung und Neugestaltung der Krypta. Unterstützt wurden die Architekten von Fachleuten aus Bauphysik, Akustik und Energie sowie der Denkmalpflege der Stadt Bern. Für das Lichtkonzept sorgte Marianne Locher von Neuco. Die Bauherrschaft wünschte sich einen Raum, der für kirchliche und verschiedene kulturelle Anlässe genutzt werden kann. Heute, eineinhalb Jahre nach der Einweihung, finden in der Krypta Gottesdienste, Gebetsnächte, aber auch Konzerte und Theater statt. Mit rund 600 Quadratmetern dient der Raum der christkatholischen Gemeinde nach wie vor als Winterkirche. Ausserdem bietet die Krypta der eritreisch-orthodoxen Gemeinde einen Raum für ihre Gottesdienste.
Der Architekt Martin Kurth, der die Kirche aus vorangegangenen Sanierungen gut kannte, ging behutsam vor. Die bestehenden Kirchenbänke ersetzte er durch zwanzig beheizbare Kirchenbänke aus heller, geseifter Weisstanne. Die Wahl des Holzes aus dem Jura war durch die hohen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen naheliegend. Mit ihren niederen, durchgängigen Rücklehnen strukturieren sie den Raum, ohne ihn optisch zu überladen. Sie sind auf einen ebenfalls aus Weisstanne gefügten Boden gesteckt und bespielen je nach Nutzung verschiedenartig den dreischiffigen Raum. Rote Auflagen aus dickem Filz setzen einen optischen Akzent, verbessern die Raumakustik und erhöhen die Bequemlichkeit. Das Rot, das sich nicht nur im Vorhang zur Wendeltreppe, sondern auch im Bodenbelag des Altarpodestes wiederholt, symbolisiert als liturgische Farbe den Heiligen Geist. Das helle Holz mit den roten Auflagen hebt sich vom sorgfältig restaurierten schwarzen Gussasphalt aus dem Val de Travers ab, der dem ganzen Raum eine dunkle Verankerung gibt.

Handgeschmiedete Leuchten erhalten
Für die Umgestaltung spielt das Lichtkonzept eine zentrale Rolle. Die Situation, die Marianne Locher antraf, beschreibt sie als unbehaglich und bedrückend. Neben einer Reihe von Leuchten an den Wänden und Mittelpfeilern hingen im Mittelschiff drei alte Pendelleuchten, im quer dazu liegenden Eingangsbereich zwei weitere. Diskutiert wurde erst eine Lösung mit neuen, ringförmigen Leuchten. Doch die Lichtberaterin von Neuco fand überzeugende Argumente, die sorgfältig handgeschmiedeten Leuchten zu erhalten. Ein Prototyp vermochte die Bauherrschaft zu überzeugen. Dazu liess Marianne Locher die den Radius füllenden, opaken hellen Platten der Leuchten durch eine konische Einbuchtung aus Metall ersetzen. Ringförmig eingelegte LEDs lenken das Licht durch CDP-Prismen sanft in den Raum.
Derart umgestaltet bieten die identitätsbildenden Leuchten ein Grundlicht und bilden zusammen mit den LED-Leuchten von Neuco eine stimmungsvolle Atmosphäre. Die auf den Pfeilerkapitellen montierten Scheinwerfer strahlen dank ihren lichtlenkenden Reflektoren präzise in die  Kreuzgewölbebögen. Im Hauptschiff zeichnen die Scheinwerfer mit einer umfangenden Geste von beiden Seiten her das Gewölbe nach. In den beiden seitlichen Schiffen betont der Lichtbogen nur die nach aussen gerichteten Rippen und öffnet sie virtuell nach aussen.

Subtil und wandelbar, feierlich
Neben den Scheinwerfern wurden in den Seitenschiffen und Kreuzgängen  Aufbautiefstrahler zur Aufhellung des schwarzen Bodens gewählt. Statt sie wie davor an den Wänden zu montieren, schlug Marianne Locher eine besondere Platzierung in den Schlusssteinen des Gewölbes vor. Die Aufbauzylinder markieren das Gewölbe wie auch die Pendelleuchten, die von den Schlusssteinen her geführt werden. In den Seitenschiffen wurde der Ausstrahlwinkel der Leuchten so gewählt, dass eine durchgehend beleuchtete Fläche entsteht. Bei sämtlichen neuen Leuchten wurde die Farbgebung der Gehäuse an diejenige der bestehenden Hängeleuchten angepasst.
Die Lichtstärke wurde bauherrenseitig nicht nach einem festen Lux-Wert, sondern pragmatisch definiert: Kirchgänger sollten das Gesangsbuch noch lesen können. Nun sind es bei voller Beleuchtung rund 250 Lux. Damit hat sich die Krypta von einem schummrigen in einen subtil und wandelbar, feierlich inszenierten Raum verändert. Jede Leuchte kann individuell angesteuert werden. Auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit sind die Leuchten IP-geschützt. Als Lichtfarbe wurde 2700 Kelvin gewählt, was in etwa dem warmen Licht einer Glühlampe entspricht.
Das differenziert eingesetzte Kunstlicht macht die Qualitäten des Raumes neu sichtbar. Das Beleuchtungskonzept ermöglicht feierliche Raumstimmungen ebenso wie es nutzungsbezogen verschiedene Akzente setzen kann. Das Kunstlicht gibt die Wirkung der Farben und Materialien optimal wieder und prägt den Charakter des Raumes mit.

Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen des Werkplatzes Schweiz.

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