Der neue Hauptsitz von 3M mit seiner mehrfach geknickten Fassade, die an den Seiten auf eine abgeschnittene Ecke zuläuft. Fotos: Roger Frei
Im Auftrag von Ernst Schweizer

Gemeinsam geplant

Fassaden sind die Visitenkarten von Gebäuden. Am 3M-Hauptsitz in Rüschlikon gelang sie dank enger Zusammenarbeit von Architektin, Fachplaner und der Ernst Schweizer AG.

Mit einem Entwurf, der ein Ensemble entstehen liess, gewann das Berner Architekturbüro Matti Ragaz Hitz 2017 den Wettbewerb für den Erweiterungsbau des Schweizer Hauptsitzes des Multitechnologiekonzerns 3M in Rüschlikon. Der Gestaltungsplan verlangte Rücksichtnahme auf den Bestandesbau von 1983 und auf die Umgebung. Das Resultat ist ein Neubau mit einer mehrfach geknickten Fassade, die an den Seiten auf eine abgeschnittene Ecke zuläuft. Das Gebäude übernimmt einzelne prägende Elemente der Kassettenfassade des Bestandes, interpretiert diese aber sinngemäss neu. Über dem zurückgesetzten, transparent verglasten Erdgeschoss mit seinem schützenden Vordach sind die vier Obergeschosse markant gegliedert. Die Lisenen laufen vertikal durch, und die horizontalen Aluminiumverkleidungen der Deckenstirnen verbergen die dahinterliegenden Rafflamellen, die Unterkonstruktion und die Isolation. So entsteht eine Gesamtwirkung mit Gebäuden aus unterschiedlichen Zeiten – ein Spannungsfeld zwischen Einheit und Eigenständigkeit.


Einer der Innenhöfe ...

... die mit sich automatisch verdunkelndem Glas gedeckt sind.

Für die Umsetzung des Entwurfs zog das Architekturbüro den Fassadenplaner Fachwerk F+K Engineering bei. Die Fachleute setzten die Ausschreibung für die Fassade so offen auf, dass verschiedene Systeme und Hersteller infrage gekommen wären, wie die Architektin und Projektleiterin Doris Mundt von Matti Ragaz Hitz betont. Den Zuschlag erhielt die Ernst Schweizer AG. «Die Vorarbeit der Fachplaner hilft allen Beteiligten bei der anschliessend nötigen Detailplanung», stellt Pius Baumeler, Leiter Vertrieb Fassaden, fest. «In jeder Detailplanung sind zahlreiche Sitzungen nötig, um das Projekt weiter zu optimieren.» Die Ansprüche der Architektinnen deckten sich nicht immer mit den technischen Gegebenheiten, so Baumeler. Auch Doris Mundt weiss aus Erfahrung, «dass ein solches Projekt nicht einfach von alleine läuft».


Die Innenräume sind auf jeder Fensterachse unterteilbar.

Im Zuge der Diskussionen über Detaillösungen konnte die Ernst Schweizer AG für die Unterkonstruktion und die Befestigungen am neuen 3M-Gebäude Optimierungen vorschlagen, die keine architektonischen Abstriche verlangten und dann auch so umgesetzt wurden. In Rüschlikon konnte man auf diese Weise insbesondere den Montageaufwand der 520 vorgefertigten und verglasten Fensterelemente minimieren und damit die Bauzeit verkürzen. Wichtig für den Fenster- und Fassadenhersteller ist dabei immer der Nachweis, dass Statik und Bauphysik stimmen und die Sicherheit gewährleistet ist. Dank der guten Zusammenarbeit von Architekturbüro, Fachplanung, Bauleitung und nicht zuletzt dank der grossen Erfahrung der Ernst Schweizer AG sind alle Beteiligten sehr zufrieden mit dem Resultat.

Die Ernst Schweizer AG konnte auch Lösungen vorschlagen, die konsequent auf Nachhaltigkeit ausgelegt sind. Verbaut wurde Aluminium der Qualität Hydro Circal des Herstellers Wicona. Neue Recyclingtechnologien ermöglichen die Herstellung von Aluminiumlegierungen in Spitzenqualität, die aus mindestens 75 Prozent rezykliertem End-of-Life-Aluminium bestehen, also aus alten Fenstern und Fassaden. «Aluminium ist unendlich oft rezyklierbar, Qualität und Materialeigenschaften bleiben dabei vollständig erhalten», so Pius Baumeler. Bei der Ernst Schweizer AG konnten durch diese Materialwahl 2020 insgesamt 29 Tonnen CO2 eingespart werden.

Der neue Hauptsitz von 3M mit seiner mehrfach geknickten Fassade, die an den Seiten auf eine abgeschnittene Ecke zuläuft.

Umweltschonend bauen bedeutet auch, dass eine Gebäudehülle als Ganzes optimiert wird. So findet sich am 3M-Neubau im Erdgeschoss ein Pfosten-Riegel-System. Die Pfosten korrespondieren mit dem Rhythmus der Lisenen der Obergeschosse. Die Obergeschossfassaden sind als Fensterbänder gefertigt. Trennwandanschlüsse sind auf jeder Fensterachse möglich. Die geschosshohen Fenster sind dreifach verglast und halten Hitze und Kälte draussen. Sie sind 1,3 Meter breit und 3,5 Meter hoch, mit einem absturzgesicherten Flügel. Die Ernst Schweizer AG lieferte sie fertig verglast auf die Baustelle. Die Montage erfolgte mit dem Kran. Der Innenhof des Neubaus ist mit zwei Oberlichtern gedeckt, deren Glas sich bei Bedarf automatisch abdunkelt. Damit erübrigt sich ein aussenliegender, beweglicher Sonnenschutz.


Die Rubrik Werkplatz ist eine Kooperation von Hochparterre mit ausgesuchten Firmen und Institutionen des Werkplatzes Schweiz.

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