Der Roche-Auditoriumbau in Kaiseraugst: Die Wasserkühl- und -heizdecke absorbiert an den Rändern Schall und Wärme, im bronzenen Mittelteil Tieffrequenztöne. (Foto: Ruedi Walti)
Im Auftrag von KST

Der Reiz des Hightech

Ein Restaurant in der Zürcher Altstadt und Auditorien im Neubau in Kaiseraugst zeigen: Bei Klimadecken von KST geht es nicht nur um Licht, Luft oder Wasser, sondern auch um Imitationsmalerei und Bronzeglanz.

Das Hotel Widder und seine Cocktailbar sind in Zürich berühmt. Um die Schwellenangst gegenüber dem 5-Sterne-Hotel abzubauen, hat Tilla Theus ein schnörkelloses Bistro im Erdgeschoss entworfen. Passend zur Zunft zum Widder, zur Zürcher Metzgerzunft, gibts im ‹AuGust› Pasteten, Terrinen und Tatar, Siedfleischsalat, Kutteln und Schwartenmagen .Diagonale Rauten in Schwarz-Weiss bekleiden Showküche und Wände. Auf dem Terrazzo reihen sich Holztische. Dunkle Stahlträger gliedern die Decke darüber; Messingstangen tragen wuchtige Lampen. «Diese Träger haben wir direkt als Auflager der Deckenplatten mit Lüftungskästen genutzt», sagt Urs Wenger, Projektberater bei KST in Einsiedeln. Der Spezialist für massgeschneiderte Klimadecken erklärt: «In den meisten Fällen kühlt und heizt man im Deckenbereich mit Wasser. Nur wenn der Luftwechsel sowieso hoch ist – wie bei einem Restaurant – eignet sich auch eine Luftkühldecke.»


Das ‹AuGust› im berühmten Zürcher Hotel Widder: ein schnörkelloses Bistro im Erdgeschoss.

Mit geringer Aufbauhöhe sorgt die Luftkühldecke für frische Zuluft und führt die Wärmelasten ab. (Foto: Widder Hotel AG)

Das Prinzip ist einfach: Von der Aufbereitung gelangt kühle Zuluft in die Luftkästen. Die Wärmelasten im Raum temperieren die untenliegenden Deckenplatten und damit die Zuluft. Vorgewärmt quillt sie anschliessend durch die schlitzgelochten Deckenplatten in den Raum. En passant lassen sich so die Wärmelasten von Personen, Geräten und Beleuchtung abführen. Die Abluft selbst entweicht über die Küchenhaube.

Technisch verlangte der denkmalgeschützte Raum eine geringe Einbauhöhe und somit kreuzungsfreie Lüftungsrohre und Elektroleitungen dazwischen. Gestalterisch stand man vor der Herausforderung, dass die Architekten bei der Deckenuntersicht eine Messingoptik wünschten. «Doch Messing wäre schwerer und teurer als Stahl», sagt Wenger, «und das Material lässt sich nur schwer lochen.» Die Lösung fand man zusammen mit einem Imitationsmaler: Auf die pulverbeschichteten Platten hat er mehrere Farbschichten aufgetragen, die wie der Schutzlack dünn genug sind, um die Schlitzlochung nicht zu verschliessen. Das Resultat ist eindrücklich – kaum ein Gast dürfte merken, dass es nicht Messingplatten sind, die die Decke bekleiden.

Beim Auditoriumbau ‹Peak› in Kaiseraugst war die Aufgabe eine ganz andere: Üppige Raumhöhen prägen den Neubau von Nissen Wentzlaff Architekten für Roche. Den Auftakt bildet ein Foyer mit hellem Terrazzo und mächtiger Wendeltreppe. Im Erdgeschoss befinden sich zwei kleine Auditorien, darüber liegt das grosse mit etwa 450 Plätzen. Die vollverglaste Fassade rahmt den Blick auf den Basler Jura. Vorvergraute Ulme verkleidet die Wände und die Ränder der Decke. Dazwischen liegen um sechs Grad geneigte und elegant beleuchtete Bronzeplatten.



Im Roche-Auditoriumbau ‹Peak› sorgen Bronzeplatten für ein edles Finish.

Die Bronzeplatten sind geneigt, um den Schall der Sprechenden zu verteilen, und lassen sich für Revisionszwecke herunterklappen. (Fotos: Ruedi Walti)

Die Wasserkühl- und -heizdecke ist ein komplexes Projekt. Über Gewindestangen abgehängte Stahlträger leiten die Horizontalkräfte in die Seitenwände. Die Längs- und Querrippen der Holzkonstruktion darunter tragen Lautsprecher und Riggs mit Seilwinden. Mit Echtholz furnierte Wabenplatten bilden die Füllflächen am Rand. Dank Lochung und rückseitiger Akustikmatten dienen sie als Breitbandabsorber, schlucken also Schall wie auch Wärme. Die Bronzeplatten im Mittelbereich sind ungelocht und mit schweren Akustikmatten versteift, absorbieren darum nur den Tieffrequenzbereich. «In einem Auditorium will man möglichst viel Schall im Sprachbereich reflektieren», erläutert Beat Schönbächler, Geschäftsführer von KST, «denn so lässt sich die aktive Verstärkung klein dimensionieren.» Für das Auge unsichtbar: Dank Drehlagern und Stossdämpfern lassen sich sowohl die furnierten Wabenplatten als auch die 80 Kilogramm schweren Bronzeplatten für Revisionszwecke mühelos herunterklappen.

Und die Bronze? Weil sie sich prinzipiell schlecht dafür eignet, über Strahlung zu heizen oder zu kühlen, musste KST gemeinsam mit einer Partnerfirma einen Speziallack entwickeln, der das Material optisch nicht verändert, den Emissionsgrad aber mehr als verdoppelt. «Wir sind immer häufiger mit Aufgaben konfrontiert, die Gestaltung und Technik kombinieren», sagt Schönbächler. «Auch Holz- und Stoffverkleidungen liegen im Trend. Die geschlossene 08/15-Blechdecke interessiert anspruchsvolle Firmen und Architekturbüros heute kaum noch. Ein Steilpass für uns, die wir immer individuelle Sonderlösungen finden.»

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